Schrift 167 - Der Besuch in Philadelphia

   
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Das Urantia Buch

Schrift 167

Der Besuch in Philadelphia

167:0.1 (1833.1) WENN vom Besuch Jesu und der Apostel in den verschiedenen Ortschaften die Rede ist, wo die Siebzig während dieser peräischen Mission arbeiteten, dann sollte daran erinnert werden, dass ihn in der Regel nur zehn Apostel begleiteten, da er mindestens zwei von ihnen zur Unterweisung der Menge in Pella zurückzulassen pflegte. Als sich Jesus zum Besuch Philadelphias anschickte, kehrten Simon Petrus und sein Bruder Andreas in das Lager nach Pella zurück, um die dort versammelten Scharen zu unterweisen. Wenn der Meister das Lager von Pella verließ, um in Peräa herumzuziehen, war es nichts Ungewöhnliches, dass drei- bis fünfhundert Lagerbewohner ihm folgten. Er kam in Philadelphia in Begleitung von über sechshundert Anhängern an.

167:0.2 (1833.2) Wunder hatten sich bei der kürzlichen Predigtreise durch die Dekapolis keine ereignet, und mit Ausnahme der Reinigung der zehn Aussätzigen hatte es bis dahin auch während dieser Mission in Peräa keine gegeben. Dies war eine Zeit machtvoller Verkündigung des Evangeliums ohne Wunder und meistens ohne die persönliche Gegenwart Jesu oder sogar seiner Apostel.

167:0.3 (1833.3) Jesus und die zehn Apostel trafen in Philadelphia am Mittwoch, dem 22. Februar ein und ruhten sich am Donnerstag und Freitag von ihren kürzlichen Reisen und Mühen aus. An jenem Freitagabend sprach Jakobus in der Synagoge, und für den folgenden Abend wurde eine Generalversammlung einberufen. Sie freuten sich sehr über den Fortschritt des Evangeliums in Philadelphia und in den nahe gelegenen Dörfern. Davids Boten brachten auch aus ganz Palästina Bescheid vom weiteren Wachstum des Königreichs neben guten Nachrichten aus Alexandrien und Damaskus.

1. Frühstück mit den Pharisäern

167:1.1 (1833.4) In Philadelphia lebte ein sehr reicher und einflussreicher Pharisäer, der die Lehren Abners angenommen hatte und der Jesus für den Sabbatmorgen in sein Haus zum Frühstück einlud. Man wusste, dass Jesus um diese Zeit in Philadelphia erwartet wurde; infolgedessen war eine große Besucherzahl, darunter viele Pharisäer, von Jerusalem und anderswo hergekommen. Dementsprechend wurden etwa vierzig dieser führenden Männer und einige Gesetzeskundige zu dem Frühstück geladen, das zu Ehren des Meisters bereitet worden war.

167:1.2 (1833.5) Während Jesus, mit Abner plaudernd, noch an der Türe stand und nachdem der Gastgeber sich gesetzt hatte, betrat einer der führenden Pharisäer von Jerusalem, ein Mitglied des Sanhedrins, den Raum, und, wie es seine Gewohnheit war, ging er geradewegs auf den Ehrenplatz zur Linken des Gastgebers zu. Aber da dieser Platz für den Meister und der zur Rechten für Abner bestimmt war, bedeutete der Gastgeber dem Pharisäer aus Jerusalem, sich vier Sitze weiter links zu setzen. Und dieser Würdenträger war sehr beleidigt, weil er nicht den Ehrenplatz erhalten hatte.

167:1.3 (1834.1) Bald hatten alle Platz genommen und freuten sich, miteinander zu plaudern, denn die Mehrheit der Anwesenden waren Jünger Jesu oder standen anderswie dem Evangelium freundlich gegenüber. Nur seine Feinde nahmen Notiz von der Tatsache, dass er die zeremonielle Handwaschung nicht beachtete, bevor er sich zum Essen setzte. Abner wusch seine Hände zu Beginn der Mahlzeit, aber nicht während der Bewirtung.

167:1.4 (1834.2) Gegen Ende des Mahls kam von der Straße ein Mann herein, der seit langem an einer chronischen Krankheit und nun an Wassersucht litt. Dieser Mann war gläubig und erst vor kurzem von Abners Mitarbeitern getauft worden. Er bat den Meister nicht um Heilung, aber der Meister wusste sehr wohl, dass der leidende Mann in der Hoffnung zu diesem Frühstück gekommen war, der Menge, die Jesus stets umdrängte, zu entrinnen und dadurch eher seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Der Mann wusste, dass zu dieser Zeit nur wenige Wundertaten vollbracht wurden; trotzdem hatte er insgeheim gedacht, sein kläglicher Zustand werde vielleicht des Meisters Mitleid erregen. Und er hatte sich nicht geirrt, denn als er den Raum betrat, bemerkten ihn sowohl Jesus als auch der selbstgerechte Pharisäer aus Jerusalem. Der Pharisäer empörte sich sogleich laut darüber, dass man so jemandem den Zutritt zum Raum gestattete. Aber Jesus blickte auf den kranken Mann und lächelte ihm so gütig zu, dass er näher kam und sich auf den Boden setzte. Als das Mahl zu Ende ging, schaute der Meister in die Runde der mit ihm tafelnden Gäste, warf dann einen bedeutungsvollen Blick auf den von Wassersucht befallenen Mann und sagte: „Meine Freunde, Lehrer in Israel und gelehrte Gesetzeskundige, ich möchte euch eine Frage stellen: Ist es gesetzlich, am Sabbattag die Kranken und Leidenden zu heilen, oder nicht?“ Aber alle hier Anwesenden kannten Jesus nur zu gut; sie verhielten sich still und beantworteten seine Frage nicht.

167:1.5 (1834.3) Da ging Jesus hinüber, wo der kranke Mann saß, nahm ihn bei der Hand und sagte: „Erhebe dich und gehe deines Weges. Du hast nicht um Heilung gebeten, aber ich kenne deinen Herzenswunsch und den Glauben deiner Seele.“ Bevor der Mann den Raum verließ, kehrte Jesus an seinen Platz zurück und wandte sich an die Tischgenossen mit den Worten: „Mein Vater vollbringt solche Werke nicht, um euch in das Königreich zu locken, sondern um sich denjenigen zu offenbaren, die bereits darin sind. Ihr könnt begreifen, dass es die Art des Vaters ist, gerade solche Dinge zu tun, denn wer von euch, dessen Lieblingstier am Sabbattag in den Brunnen gefallen ist, würde nicht sofort hingehen und es herausziehen?“ Und da niemand ihm antworten wollte und zumal sein Gastgeber offensichtlich billigte, was vor sich ging, erhob sich Jesus und sprach zu allen Anwesenden: „Meine Brüder, wenn ihr zu einem Hochzeitsfest geladen seid, setzt euch nicht an den Ehrenplatz, aus Furcht, es befinde sich unter den Geladenen ein noch geehrterer Mann als ihr und der Gastgeber müsse zu euch kommen und euch bitten, euren Platz diesem anderen Ehrengast zu überlassen. In diesem Fall werdet ihr beschämt einen niedrigeren Platz an der Tafel einnehmen müssen. Wenn ihr zu einem Fest geladen seid, würde Klugheit gebieten, dass ihr, bei der Festtafel angelangt, nach dem niedrigsten Platz Ausschau hieltet und euch dort hinsetztet, damit der Gastgeber, wenn er seine Gäste überblickt, möglicherweise zu euch sagt: ‚Mein Freund, warum sitzt du am geringsten Platz? Komm höher herauf‘; und so wird der Betreffende in Gegenwart aller Mitgeladenen geehrt werden. Vergesst nicht: Wer sich selbst erhöht, soll erniedrigt werden, wer sich aber aufrichtig selbst erniedrigt, soll erhöht werden. Wenn ihr also zum Mittagsmahl empfangt oder ein Abendessen gebt, so ladet nicht immer eure Freunde, eure Brüder, eure Verwandten oder eure reichen Nachbarn ein, damit sie euch ihrerseits zu ihren Festen einlüden und euch dadurch vergolten würde. Wenn ihr ein Festessen gebt, ladet auch manchmal die Armen, die Krüppel und die Blinden ein. So werdet ihr in eurem Herzen Segen empfangen, denn ihr wisst wohl, dass sich die Lahmen und Hinkenden für euren Liebesdienst nicht erkenntlich zeigen können.“

2. Gleichnis vom großen Abendessen

167:2.1 (1835.1) Als Jesus am Frühstückstisch des Pharisäers fertig gesprochen hatte, sagte einer der anwesenden Gesetzeskundigen aus dem Wunsch heraus, das Schweigen zu brechen, gedankenlos: „Gesegnet ist derjenige, der Brot im Königreich Gottes essen wird“ — was ein damals gängiger Spruch war. Und darauf erzählte Jesus ein Gleichnis, das zu beherzigen sogar sein freundlicher Gastgeber gezwungen war. Er sagte:

167:2.2 (1835.2) „Ein Fürst gab ein großes Abendessen, zu dem er viele Gäste eingeladen hatte, und um die Essenszeit sandte er seine Diener aus, um den Geladenen zu sagen: ‚Kommt, denn alles ist jetzt bereit.‘ Aber sie begannen alle einstimmig, Entschuldigungen vorzubringen. Der erste sagte: ‚Ich habe gerade einen Bauernhof gekauft, und ich muss ihn unbedingt besichtigen gehen; ich bitte dich, mich zu entschuldigen.‘ Ein anderer sagte: ‚Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und muss sie in Empfang nehmen; ich bitte dich, mich zu entschuldigen.‘ Und wieder ein anderer brachte vor: ‚Ich habe eben eine Frau geheiratet und kann deshalb nicht kommen.‘ Und die Diener kehrten zurück und richteten ihrem Meister all das aus. Als der Herr des Hauses das hörte, war er empört und sagte zu seinen Dienern: ‚Ich habe dieses Hochzeitsfest vorbereitet; die Mastkälber sind geschlachtet, und alles ist bereit für meine Gäste, aber diese haben meine Einladung verächtlich zurückgewiesen; jeder ist gegangen, um nach seinem Land oder seiner Ware zu sehen, und sie haben sogar meine Diener respektlos behandelt, die gekommen waren, sie zu meinem Fest einzuladen. Deshalb geht jetzt rasch hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und auf die Hauptstraßen und Nebenwege, und bringt die Armen und die Ausgestoßenen, die Blinden und die Lahmen hierher, damit es beim Hochzeitsfest Gäste gebe.‘ Und die Diener taten, wie ihr Herr befohlen, und auch dann blieb noch Platz für mehr Gäste übrig. Da sprach der Herr zu seinen Dienern: ‚Geht nun hinaus auf die Landstraßen und aufs Land und drängt die, die dort sind, zu kommen, damit mein Haus voll werde. Ich erkläre, dass keiner von den zuerst Geladenen mein Abendessen anrühren wird.‘ Und die Diener taten, wie ihr Herr ihnen befohlen hatte, und das Haus wurde voll.“

167:2.3 (1835.3) Und nachdem sie diese Worte gehört hatten, gingen sie weg; jeder begab sich zu seiner Wohnung. Wenigstens einer von den höhnischen, an diesem Morgen anwesenden Pharisäern begriff die Bedeutung dieses Gleichnisses, denn er wurde noch am gleichen Tage getauft und bekannte sich öffentlich zu seinem Glauben an das Evangelium des Königreichs. Abner hielt am selben Abend an der Generalversammlung der Gläubigen eine Predigt über dieses Gleichnis.

167:2.4 (1835.4) Am nächsten Tag übten sich alle Apostel in philosophischen Versuchen, die Bedeutung des Gleichnisses vom großen Abendessen zu interpretieren. Auch wenn Jesus all den unterschiedlichen Deutungen interessiert zuhörte, weigerte er sich hartnäckig, ihnen weitere Hilfe zum Verständnis des Gleichnisses anzubieten. Er sagte stets nur: „Lasst jeden die Bedeutung für sich selber und in seiner eigenen Seele herausfinden.“

3. Die gemütskranke Frau

167:3.1 (1835.5) Abner hatte Vorkehrungen getroffen, damit der Meister an diesem Sabbattag in der Synagoge lehren konnte. Es war das erste Mal, dass Jesus in einer Synagoge erschien, seit diese sämtlich auf Befehl des Sanhedrins für seine Lehren geschlossen worden waren. Am Ende des Gottesdienstes blickte Jesus auf eine ältere Frau vor ihm herab, deren Ausdruck Niedergeschlagenheit verriet und die stark vornüber gebeugt war. Diese Frau litt seit langem unter Angstzuständen, und alle Freude war aus ihrem Leben gewichen. Als Jesus vom Rednerpult herabstieg, ging er zu ihr hin, berührte ihre niedergebeugte Gestalt an der Schulter und sagte: „Frau, wenn du nur glauben wolltest, könntest du von deinem kranken Geist völlig befreit werden.“ Und diese Frau, die mehr als achtzehn Jahre lang an Angstzuständen gelitten hatte, die sie niedergebeugt und gebunden hatten, glaubte den Worten des Meisters und richtete sich dank ihrem Glauben sogleich auf. Als die Frau feststellte, dass sie aufrecht geworden war, erhob sie ihre Stimme und lobte Gott.

167:3.2 (1836.1) Obwohl das Leiden dieser Frau rein psychisch und ihre gebeugte Gestalt das Resultat ihres depressiven Gemüts war, glaubten die Leute, Jesus habe ein richtiges physisches Gebrechen geheilt. Die Gemeinde der Synagoge von Philadelphia war Jesu Lehren gegenüber zwar freundlich eingestellt, aber der Hauptverantwortliche der Synagoge war ein nicht günstig gesinnter Pharisäer. Und da er mit der Versammlung die Meinung teilte, Jesus habe eine physische Krankheit geheilt und er über die Anmaßung Jesu empört war, so etwas an einem Sabbat zu tun, erhob er sich vor der Gemeinde und sprach: „Gibt es nicht sechs Tage, an denen die Menschen all ihre Arbeit tun sollten? Kommt deshalb an diesen Werktagen zur Heilung, aber nicht am Sabbattag.“

167:3.3 (1836.2) Nach diesen Worten des unfreundlichen Leiters bestieg Jesus noch einmal das Rednerpodium und sagte: „Warum die Rolle von Heuchlern spielen? Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen los und führt ihn aus dem Stall zur Tränke? Wenn ein solcher Dienst am Sabbattag zulässig ist, darf dann nicht auch diese Frau, eine Tochter Abrahams, die von achtzehn Jahre langem Unglück niedergebeugt war, aus ihren Fesseln befreit und hinausgeführt werden, um vom Wasser der Freiheit und des Lebens zu trinken, sogar am heutigen Sabbattag?“ Als die Frau fortfuhr, Gott zu lobpreisen, war sein Kritiker beschämt, und die Gemeinde freute sich mit ihr darüber, dass sie geheilt worden war.

167:3.4 (1836.3) Infolge seiner an diesem Sabbat an Jesus geübten öffentlichen Kritik wurde der Hauptverantwortliche der Synagoge abgesetzt und durch einen Anhänger Jesu ersetzt.

167:3.5 (1836.4) Oft befreite Jesus solche Opfer der Angst von ihrem kranken Gemüt, von ihrer Niedergeschlagenheit und Gefangenschaft in der Furcht. Aber die Leute meinten, dass all diese Leiden entweder physische Krankheiten oder Besessenheit durch böse Geister seien.

167:3.6 (1836.5) Am Sonntag lehrte Jesus wieder in der Synagoge, und viele wurden gegen Mittag jenes Tages von Abner im Bach getauft, der südlich an der Stadt vorbeifloss. Am nächsten Morgen wären Jesus und die zehn Apostel zur Rückkehr ins Lager von Pella aufgebrochen, wenn nicht ein Bote Davids mit einer dringenden Botschaft für Jesus von seinen Freunden in Bethanien bei Jerusalem eingetroffen wäre.

4. Die Botschaft von Bethanien

167:4.1 (1836.6) Sehr spät am Sonntagabend, dem 26. Februar, traf ein Läufer aus Bethanien in Philadelphia ein, der eine Botschaft von Martha und Maria überbrachte, die lautete: „Herr, der, den du liebst, ist sehr krank.“ Diese Botschaft erreichte Jesus am Schluss der abendlichen Zusammenkunft, gerade als er sich von den Aposteln für die Nacht verabschiedete. Zuerst gab Jesus keine Antwort. Es fand eines jener seltsamen Zwischenspiele statt, währenddessen er für kurze Zeit in Verbindung mit etwas außerhalb und jenseits von ihm zu stehen schien. Und dann blickte er auf und wandte sich in Hörweite der Apostel mit den Worten an den Boten: „Diese Krankheit führt nicht wirklich zum Tode. Zweifelt nicht daran, dass sie dazu dienen kann, Gott zu verherrlichen und den Sohn zu erhöhen.“

167:4.2 (1837.1) Jesus hatte Martha, Maria und ihren Bruder Lazarus sehr lieb; er liebte sie mit inniger Zuneigung. Sein erster und menschlicher Gedanke war, ihnen sofort zu Hilfe zu eilen, aber dann trat eine andere Idee in seinen kombinierten Verstand. Er hatte die Hoffnung fast aufgegeben, dass die jüdischen Führer in Jerusalem das Königreich je annehmen würden, aber er fuhr fort, sein Volk zu lieben, und es fiel ihm nun ein Plan ein, der den Schriftgelehrten und Pharisäern Jerusalems vielleicht eine weitere Gelegenheit bieten würde, seine Lehren zu akzeptieren; und er beschloss, vorausgesetzt, sein Vater war einverstanden, aus diesem letzten Aufruf an Jerusalem das tiefgründigste und erstaunlichste äußere Werk seiner gesamten irdischen Laufbahn zu machen. Die Juden hingen an der Idee eines wundertätigen Befreiers. Und obwohl er sich weigerte, sich zur Ausführung materieller Wunder oder zur weltlichen Zurschaustellung politischer Macht herabzulassen, bat er nun um des Vaters Zustimmung zur Manifestation seiner bislang nicht an den Tag gelegten Macht über Leben und Tod.

167:4.3 (1837.2) Die Juden hatten die Gewohnheit, ihre Toten am Tage ihres Ablebens zu beerdigen; das war in einem so warmen Klima eine notwendige Praxis. Es kam oft vor, dass sie einen nur im Koma Liegenden ins Grab legten und dieser am zweiten oder sogar am dritten Tag wieder daraus hervorkam. Aber die Juden glaubten, dass der Geist oder die Seele wohl zwei oder drei Tage lang in der Nähe des Körpers verweilte, aber nie nach dem dritten Tag; dass die Verwesung am vierten Tag schon stark fortgeschritten sei und dass nie jemand nach Ablauf dieser Frist vom Grab zurückgekehrt sei. Und aus genau diesen Gründen ließ Jesus noch zwei volle Tage in Philadelphia verstreichen, bevor er sich zum Aufbruch nach Bethanien bereitmachte.

167:4.4 (1837.3) Infolgedessen sprach er am frühen Mittwochmorgen zu seinen Aposteln: „Machen wir uns sofort reisefertig, um wiederum nach Judäa zu gehen.“ Als die Apostel ihren Meister solches sagen hörten, zogen sie sich eine Weile zurück, um sich miteinander zu beraten. Jakobus übernahm die Leitung der Besprechung, und sie kamen alle überein, dass es reine Torheit wäre, Jesus zu erlauben, wieder nach Judäa zu gehen, und sie kamen geschlossen zurück und teilten es ihm mit. Jakobus sprach: „Meister, erst vor wenigen Wochen warst du in Jerusalem, und die Führer trachteten dir nach dem Leben, während das Volk gesonnen war, dich zu steinigen. Damals hast du diesen Menschen ihre Chance, die Wahrheit zu empfangen, gegeben, und wir wollen dir nicht erlauben, noch einmal nach Judäa zu gehen.“

167:4.5 (1837.4) Da sagte Jesus: „Aber versteht ihr nicht, dass der Tag zwölf Stunden hat, an denen die Arbeit sicher ausgeführt werden kann? Wenn ein Mann bei Tag wandert, stolpert er nicht, da er ja Licht hat. Wenn er in der Nacht wandert, läuft er Gefahr zu stolpern, da er ohne Licht ist. Solange mein Tag dauert, fürchte ich mich nicht davor, nach Judäa zu gehen. Ich möchte für diese Juden noch ein weiteres mächtiges Werk tun; ich möchte ihnen noch eine Chance mehr zum Glauben geben, sogar zu ihren eigenen Bedingungen — Bedingungen äußerer Herrlichkeit und sichtbarer Manifestation der Macht des Vaters und der Liebe des Sohnes. Seid ihr euch übrigens nicht bewusst, dass unser Freund Lazarus eingeschlafen ist und ich gehen möchte, ihn aus seinem Schlaf aufzuwecken!“

167:4.6 (1837.5) Da sagte einer der Apostel: „Meister, wenn Lazarus eingeschlafen ist, wird er sich umso sicherer erholen.“ Die Juden jener Tage pflegten vom Tod als von einer Art Schlaf zu sprechen, aber da die Apostel nicht begriffen, dass Jesus sagen wollte, Lazarus sei aus dieser Welt geschieden, sagte er jetzt unmissverständlich: „Lazarus ist tot. Um euretwillen und auch wenn die übrigen dadurch nicht gerettet werden sollten, bin ich froh, dass ich nicht zugegen war, auf dass ihr jetzt neuen Grund habt, an mich zu glauben; und das, wovon ihr Zeugen sein werdet, sollte euch stärken in Vorbereitung auf den Tag, an dem ich euch verlassen und zu meinem Vater gehen werde.“

167:4.7 (1838.1) Als sie ihn nicht überzeugen konnten, vom Gang nach Judäa abzusehen, und einige der Apostel nicht willens waren, ihn zu begleiten, wandte sich Thomas mit diesen Worten an seine Gefährten: „Wir haben dem Meister unsere Befürchtungen mitgeteilt. Aber er ist fest entschlossen, nach Bethanien zu gehen. Ich bin überzeugt, dass es das Ende bedeutet; sie werden ihn sicherlich töten, aber wenn der Meister es so will, dann lasst uns unsere Schuldigkeit als Männer von Mut tun; lasst uns auch gehen und mit ihm sterben.“ Und es war immer so; in Angelegenheiten, die entschiedenen und beharrlichen Mut erforderten, war Thomas stets die Hauptstütze der zwölf Apostel.

5. Unterwegs nach Bethanien

167:5.1 (1838.2) Auf dem Weg nach Judäa folgte Jesus eine Schar von etwa fünfzig Freunden und Feinden. Am Mittwoch während ihrer Mittagspause sprach er zu seinen Aposteln und dieser Gruppe von Begleitern über die „Bedingungen der Errettung“ und erzählte am Ende dieser Lektion das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner (einem Steuereinnehmer). Jesus sagte: „Ihr seht also, dass der Vater den Menschenkindern Rettung anbietet, und diese Errettung ist ein umsonst gewährtes Geschenk für alle, die den Glauben haben, die Sohnschaft in der göttlichen Familie zu empfangen. Es gibt nichts, was der Mensch tun könnte, um diese Errettung zu verdienen. Werke der Selbstgerechtigkeit können Gottes Gunst nicht erkaufen und viel öffentliches Beten kann kein Ersatz für den Mangel an lebendigem Glauben im Herzen sein. Ihr mögt die Menschen durch euer äußerliches Dienen täuschen, aber Gott schaut in eure Seelen. Was ich euch sage, wird gut durch zwei Männer veranschaulicht, die in den Tempel gingen, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand da und betete für sich: ‚Oh Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie alle übrigen Menschen, wie die Wucherer, die Ungebildeten, die Ungerechten, die Ehebrecher, oder sogar wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche; ich liefere den Zehnten ab von allem, was ich erhalte.‘ Aber der Zöllner, der sich abseits hielt, wagte nicht einmal, zum Himmel aufzublicken, sondern schlug sich an die Brust und sagte: ‚Gott, hab‘ Erbarmen mit mir Sünder.‘ Ich sage euch, dass der Zöllner eher mit Gottes Billigung nach Hause ging, als der Pharisäer, denn wer sich selbst erhöht, soll erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, soll erhöht werden.“

167:5.2 (1838.3) Am Abend versuchten in Jericho die feindlichen Pharisäer, den Meister in eine Falle zu locken, indem sie ihn wie einst ihre Mitpharisäer in Galiläa in eine Diskussion über Heirat und Scheidung verstricken wollten; aber Jesus wich ihren Versuchen, ihn mit ihren Scheidungsgesetzen in Konflikt zu bringen, geschickt aus. So wie der Zöllner und der Pharisäer für gute und schlechte Religion standen, dienten ihm ihre Scheidungspraktiken dazu, den besseren Heiratsgesetzen der jüdischen Gesetzessammlung die schändliche Lockerheit der pharisäischen Auslegungen des mosaischen Scheidungsrechts gegenüberzustellen. Der Pharisäer beurteilte sich selber nach den niedrigsten Kriterien; der Zöllner maß sich an dem höchsten Ideal. Für den Pharisäer war die Andacht ein Mittel, sich selbstgerechter Inaktivität zu überlassen und sich in falscher geistiger Sicherheit zu wiegen; für den Zöllner war die Andacht das Mittel, seine Seele wachzurütteln, damit sie die Notwendigkeit der Reue und des Sündenbekenntnisses erkenne und durch ihren Glauben die erbarmende Vergebung annehme. Der Pharisäer suchte Gerechtigkeit, der Zöllner Barmherzigkeit. Dies ist das Gesetz des Universums: Bittet, und ihr werdet empfangen; sucht, und ihr werdet finden.

167:5.3 (1838.4) Jesus weigerte sich zwar, sich von den Pharisäern in eine Kontroverse über die Scheidung hineinziehen zu lassen, verkündete aber eine positive Lehre von den höchsten die Ehe betreffenden Idealen. Er pries die Ehe als die idealste und höchste aller menschlichen Beziehungen. Ebenso gab er seiner strengen Missbilligung der lockeren und unfairen Scheidungspraktiken der Juden von Jerusalem Ausdruck, die es zu jener Zeit einem Mann erlaubten, sich von seiner Frau aus den nichtigsten Gründen scheiden zu lassen, sei es, weil sie eine schlechte Köchin oder nachlässige Hausfrau war, oder aus keinem gewichtigeren Grund, als dass er sich in eine hübschere Frau verliebt hatte.

167:5.4 (1839.1) Die Pharisäer waren sogar so weit gegangen zu lehren, dass die Scheidung dieser bequemen Art eine dem jüdischen Volk und insbesondere den Pharisäern gewährtes, besonderes Vorrecht sei. Während sich Jesus jeder Erklärung über Ehe und Scheidung enthielt, verurteilte er diese beschämenden Verhöhnungen der ehelichen Beziehung aufs schärfste und wies auf deren Ungerechtigkeit gegenüber Frauen und Kindern hin. Er billigte nie irgendeine Scheidungspraxis, die dem Mann irgendeinen Vorteil gegenüber der Frau gab; der Meister hieß nur jene Lehren gut, die den Frauen Gleichberichtigung mit den Männern zugestanden.

167:5.5 (1839.2) Auch wenn Jesus keine neuen Regeln für Ehe und Scheidung anbot, so drängte er die Juden doch, ihren eigenen Gesetzen und höheren Lehren entsprechend zu leben. Er berief sich ständig auf die Schriften bei seinem Versuch, ihre Praktiken im Sinne der darin enthaltenen sozialen Richtlinien zu verbessern. Während er so an den hohen und idealen Vorstellungen von der Ehe festhielt, vermied Jesus geschickt jeden Zusammenstoß mit den Fragestellern wegen der gesellschaftlichen Praktiken, wie sie in ihren geschriebenen Gesetzen und in den ihnen so teuren Scheidungsprivilegien zum Ausdruck kamen.

167:5.6 (1839.3) Es fiel den Aposteln sehr schwer, das Widerstreben des Meisters zu verstehen, sich eindeutig zu wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Problemen zu äußern. Sie begriffen nicht ganz, dass seine irdische Sendung ausnahmslos die Offenbarung geistiger und religiöser Wahrheiten betraf.

167:5.7 (1839.4) Nachdem Jesus über Ehe und Scheidung gesprochen hatte, stellten ihm seine Apostel später am Abend persönlich viele zusätzliche Fragen, und seine Antworten befreiten ihre Gedanken von vielen irrigen Auffassungen. Am Schluss dieser Fragestunde sagte Jesus: „Die Ehe ist ehrenvoll und sollte von allen Menschen angestrebt werden. Die Tatsache, dass der Menschensohn seine Erdenmission allein ausführt, mindert die Wünschbarkeit der Ehe in keiner Weise herab. Es ist des Vaters Wille, dass ich meine Arbeit in dieser Weise tue, aber derselbe Vater hat die Erschaffung von Mann und Frau verfügt, und es ist göttlicher Wille, dass Männer und Frauen ihren höchsten Dienst und die daraus hervorgehende Freude in der Gründung eines Hausstandes finden, um Kinder zu empfangen und zu erziehen, durch deren Erzeugung die Eltern zu Partnern der Schöpfer von Himmel und Erde werden. Und aus diesem Grunde soll ein Mann Vater und Mutter verlassen und treu zu seiner Gattin halten, und beide sollen sie werden wie eins.“

167:5.8 (1839.5) Und damit befreite er die Gedanken seiner Apostel von vielen Sorgen hinsichtlich der Ehe und klärte viele die Scheidung betreffende Missverständnisse auf; zugleich trug er viel dazu bei, ihre Ideale von sozialer Verbindung zu erhöhen und ihre Achtung vor den Frauen, den Kindern und dem Heim zu vergrößern.

6. Segnung der kleinen Kinder

167:6.1 (1839.6) An diesem Abend verbreitete sich Jesu Botschaft über die Ehe und den Segen der Kinder in ganz Jericho, so dass am nächsten Morgen, lange bevor Jesus und die Apostel sich zum Aufbruch anschickten, und sogar schon vor der Frühstückszeit, Scharen von Müttern an den Ort kamen, wo Jesus wohnte. In ihren Armen brachten sie ihre Kinder oder führten sie an der Hand und wünschten, dass er die Kleinen segne. Als die Apostel herauskamen und diese Versammlung von Müttern mit ihren Kindern erblickten, versuchten sie, sie wegzuschicken, aber die Frauen weigerten sich zu gehen, bevor der Meister ihren Kindern nicht die Hand aufgelegt und sie gesegnet hätte. Und als die Apostel die Mütter laut schalten, kam Jesus, der den Tumult hörte, heraus und tadelte sie ungehalten mit den Worten: „Lasst die kleinen Kinder zu mir kommen; verbietet es ihnen nicht, denn aus ihresgleichen besteht das Königreich des Himmels. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer das Königreich Gottes nicht wie ein kleines Kind empfängt, wird es schwerlich betreten können, um darin zur vollen Statur geistigen Menschentums heranzuwachsen.“

167:6.2 (1840.1) Und nachdem der Meister so zu seinen Aposteln gesprochen hatte, empfing er alle Kinder und legte seine Hände auf sie, während er ihren Müttern Mut und Hoffnung zusprach.

167:6.3 (1840.2) Jesus sprach zu seinen Aposteln häufig über die himmlischen Wohnungen und lehrte sie, dass die sich fortentwickelnden Kinder Gottes dort geistig aufwachsen müssen wie die Kinder auf dieser Welt physisch aufwachsen. Und so erscheint das Heilige oft als etwas Gewöhnliches, denn diese Kinder und ihre Mütter hatten an diesem Tag kaum eine Ahnung, dass Nebadons Intelligenzen zuschauten und sahen, wie die Kinder von Jericho mit dem Schöpfer eines Universums spielten.

167:6.4 (1840.3) Die Stellung der Frau in Palästina wurde durch Jesu Lehre beträchtlich verbessert; und so wäre es auf der ganzen Welt gewesen, wenn sich seine Anhänger nicht weit von dem entfernt hätten, was er sie so eindringlich lehrte.

167:6.5 (1840.4) Ebenfalls in Jericho und im Zusammenhang mit der Diskussion über die frühe religiöse Einübung von Kindern in die Praxis göttlicher Anbetung prägte Jesus seinen Aposteln den großen Wert des Schönen als eines Einflusses ein, der insbesondere Kinder dazu drängt, Gott anzubeten. Der Meister lehrte durch Unterweisung und Beispiel den Wert der Verehrung des Schöpfers inmitten der natürlichen Umgebung der Schöpfung. Er zog es vor, umgeben von Bäumen und mitten unter den niederen Geschöpfen der natürlichen Welt mit dem himmlischen Vater zu kommunizieren. Es war ihm eine Freude, den Vater durch das inspirierende Schauspiel der gestirnten Reiche der Schöpfersöhne zu betrachten.

167:6.6 (1840.5) Wenn es den Menschen nicht möglich ist, Gott im Tempel der Natur anzubeten, sollten sie ihr Bestes tun, um ihm Häuser von großer Schönheit zu errichten, künstlerisch geschmückte Heiligtümer von ansprechender Einfachheit, damit in ihnen zusammen mit der intellektuellen Einstimmung auf die geistige Verbindung mit Gott die höchsten menschlichen Gefühle geweckt werden. Wahrheit, Schönheit und Heiligkeit sind mächtige und wirksame Hilfen bei der wahren Anbetung. Aber geistige Verbindung wird nicht gefördert durch massigen, überreichen Schmuck und überladene Verzierung mit menschlicher, komplizierter und großtuerischer Kunst. Schönheit ist am religiösesten, wenn sie am einfachsten ist und der Natur am nächsten kommt. Wie bedauerlich, wenn kleine Kinder ihren ersten Kontakt mit Konzepten öffentlichen Gottesdienstes in kalten und kahlen Räumen erleben, die so gänzlich aller ansprechenden Schönheit entbehren und so bar jeglicher Spur von Frohsinn und inspirierender Heiligkeit sind! Das Kind sollte draußen in der Natur in die Anbetung eingeführt werden und später seine Eltern zu religiösen Versammlungen in öffentlichen Gebäuden begleiten, die zum mindesten materiell ebenso anziehend und künstlerisch ebenso schön sind wie das Heim, wo es täglich wohnt.

7. Das Gespräch über Engel

167:7.1 (1840.6) Als sie von Jericho durch die Anhöhen nach Bethanien hinaufstiegen, ging Nathanael während des größten Wegstücks an Jesu Seite, und ihr Gespräch über Kinder im Zusammenhang mit dem Königreich des Himmels führte sie indirekt zur Betrachtung der Aufgabe der Engel. Nathanael stellte dem Meister schließlich die Frage: „Was sollen wir in Anbetracht der Tatsache, dass der Hohepriester ein Sadduzäer ist und die Sadduzäer nicht an Engel glauben, das Volk bezüglich der himmlischen Helfer lehren?“ Darauf antwortete Jesus unter anderem:

167:7.2 (1841.1) „Die Engelscharen sind eine besondere Ordnung von erschaffenen Wesen; sie sind von der materiellen Ordnung sterblicher Geschöpfe völlig verschieden und wirken als eine selbstständige Gruppe von Universums-Intelligenzen. Die Engel gehören nicht zu der in den Schriften ‚die Söhne Gottes‘ genannten Gruppe von Geschöpfen, noch sind sie die glorifizierten Geiste sterblicher Menschen, die sich auf den Weg des Fortschritts durch die Wohnungen in der Höhe begeben haben. Die Engel sind eine direkte Schöpfung und sie reproduzieren sich nicht selbst. Die Engelscharen haben mit der menschlichen Rasse nur eine geistige Verwandtschaft. Im Verlaufe seiner Reise zum Vater im Paradies durchläuft der Mensch einmal ein Stadium, das demjenigen der Engel entspricht, aber der sterbliche Mensch wird nie ein Engel.

167:7.3 (1841.2) „Die Engel sterben nie wie die Menschen. Die Engel sind unsterblich, außer es geschähe, dass sie sich in Sünde verstrickten wie einige von ihnen, die dem Betrüger Luzifer folgten. Die Engel sind die geistigen Diener des Himmels, und sie sind weder allweise noch allmächtig. Aber alle treuen Engel sind wahrhaft rein und heilig.

167:7.4 (1841.3) „Und erinnerst du dich nicht, dass ich früher einmal zu euch gesagt habe: ‚Wären eure geistigen Augen gesalbt, ihr sähet die Himmel offen stehen und erblicktet die Engel Gottes, wie sie auf- und niedersteigen‘? Es geschieht durch den Dienst der Engel, dass eine Welt mit anderen Welten in Kontakt bleiben kann, denn habe ich euch nicht wiederholt gesagt, dass ich noch andere Schafe habe, die nicht zu dieser Herde gehören? Die Engel sind keine Spione der geistigen Welt, die euch überwachen und dann dem Vater die Gedanken eurer Herzen hinterbringen und ihm über die Taten des Menschengeschlechts berichten. Der Vater benötigt keinen derartigen Dienst, da ja sein eigener Geist in euch wohnt. Aber die Funktion dieser Engelsgeiste ist es, einen Teil der himmlischen Schöpfung über die Geschehnisse in anderen und entlegenen Teilen des Universums auf dem Laufenden zu halten. Und viele dieser Engel versehen ihren Dienst in der Regierung des Vaters und in den Universen der Söhne und sind zugleich dem Dienst an den menschlichen Rassen zugeteilt. Als ich euch gelehrt habe, dass viele dieser Seraphim dienende Geiste seien, habe ich weder in bildlicher Sprache noch auf poetische Weise gesprochen. All das ist wahr, unabhängig von eurer Schwierigkeit, solche Dinge zu verstehen.

167:7.5 (1841.4) „Viele dieser Engel haben die Errettung der Menschen zur Aufgabe, denn habe ich euch nicht von der seraphischen Freude gesprochen, wenn eine Seele den Entschluss fasst, die Sünde aufzugeben und mit der Suche nach Gott zu beginnen? Ich habe euch auch von der Freude im Himmel über einen reuigen Sünder in der Gegenwart der Engel erzählt und damit angedeutet, dass es noch andere und höhere Ordnungen himmlischer Wesen gibt, die sich ebenfalls um das geistige Wohlergehen und um den göttlichen Fortschritt der sterblichen Menschen kümmern.

167:7.6 (1841.5) „Die Engel befassen sich auch insbesondere mit dem Vorgang, durch welchen der Geist des Menschen aus dem physischen Leib freigelassen und seine Seele zu den himmlischen Residenzen begleitet wird. Die Engel sind die sicheren und himmlischen Führer der Menschenseele während der unerforschten und unbestimmten Zeitspanne, die zwischen dem Tod des Körpers und dem neuen Leben in den geistigen Wohnungen liegt.“

167:7.7 (1841.6) Und er hätte noch länger mit Nathanael über das Amt der Engel geredet, wäre er nicht durch Marthas Nahen unterbrochen worden. Freunde, die beobachtet hatten, dass der Meister im Osten durch die Berge heraufkam, hatten sie unterrichtet, dass er sich Bethanien nähere. Und so eilte sie ihm entgegen, um ihn zu begrüßen.

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