Schrift 112 - Das Fortleben der Persönlichkeit

   
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Das Urantia Buch

Schrift 112

Fortleben der Persönlichkeit

112:0.1 (1225.1) DIE evolutionären Planeten sind die Sphären des menschlichen Ursprungs, die Ausgangswelten für die aufsteigende Laufbahn der Sterblichen. Urantia ist euer Startort; hier seid ihr und euer göttlicher Gedankenjustierer in vorübergehender Einheit miteinander verbunden. Ein vollkommener Führer ist euch zuteil geworden; deshalb wird die Belohnung der Zeitalter euer sein, wenn ihr aufrichtig gewillt seid, das Wettrennen der Zeit zu laufen und das Endziel des Glaubens zu erreichen; ihr werdet ewig mit eurem innewohnenden Justierer vereint werden. Dann wird euer wirkliches Leben beginnen, das aufsteigende Leben, wozu euer gegenwärtiger sterblicher Zustand nur das Vorspiel ist. Dann wird eure hohe, fortschreitende Mission als Finalist in der sich vor euch ausdehnenden Ewigkeit beginnen. Und in all diesen aufeinander folgenden Zeitaltern und Stadien evolutionären Wachstums gibt es einen Teil von euch, der absolut unverändert bleibt, und das ist die Persönlichkeit — Beständigkeit inmitten des Wandels.

112:0.2 (1225.2) Obwohl es anmaßend wäre, die Persönlichkeit definieren zu wollen, mag es sich als hilfreich erweisen, einige der über sie bekannten Dinge aufzuzählen:

112:0.3 (1225.3) 1. Die Persönlichkeit ist jene Beschaffenheit der Realität, die vom Universalen Vater selbst oder von dem an seiner Stelle handelnden Mit-Vollzieher verliehen wird.

112:0.4 (1225.4) 2. Sie kann jedem lebenden Energiesystem verliehen werden, das über Verstand oder Geist verfügt.

112:0.5 (1225.5) 3. Sie ist den Fesseln von Ursache und Wirkung nicht völlig untertan. Sie ist relativ schöpferisch oder mitschöpferisch.

112:0.6 (1225.6) 4. Wenn sie evolutionären materiellen Geschöpfen geschenkt wird, veranlasst sie den Geist, durch Vermittlung des Verstandes um die Herrschaft über die Energie-Materie zu kämpfen.

112:0.7 (1225.7) 5. Obgleich die Persönlichkeit keine Identität besitzt, kann sie die Identität jedes lebendigen Energiesystems einen.

112:0.8 (1225.8) 6. Ihre Antwort auf den Persönlichkeitskreislauf ist nur qualitativer Art im Gegensatz zu den drei Energien, die auf die Gravitation sowohl qualitativ als auch quantitativ ansprechen.

112:0.9 (1225.9) 7. Die Persönlichkeit bleibt inmitten des Wandels unveränderlich.

112:0.10 (1225.10) 8. Sie kann Gott ein Geschenk machen — ihren freien Willen der Ausführung von Gottes Willen widmen.

112:0.11 (1225.11) 9. Sie charakterisiert sich durch Sittlichkeit — durch das Bewusstsein der Relativität der Beziehungen zu anderen Personen. Sie nimmt Verhaltensebenen wahr und trifft zwischen ihnen eine überlegte Wahl.

112:0.12 (1225.12) 10. Die Persönlichkeit ist einmalig, absolut einmalig: Sie ist einmalig in Zeit und Raum; sie ist einmalig in der Ewigkeit und im Paradies; sie ist einmalig, wenn sie verliehen wird — es gibt von ihr kein Doppel; sie ist einmalig in jedem Augenblick der Existenz; sie ist einmalig in Beziehung zu Gott — er kennt kein Ansehen der Person, zählt die Personen aber auch nicht zusammen, denn sie sind nicht addierbar — sie können sich wohl miteinander verbinden, aber lassen sich nicht summieren.

112:0.13 (1226.1) 11. Die Persönlichkeit spricht direkt auf die Gegenwart einer anderen Persönlichkeit an.

112:0.14 (1226.2) 12. Sie ist etwas, was zum Geist hinzutreten kann, und illustriert damit den Primat des Vaters gegenüber dem Sohn. (Es ist nicht nötig, dass dem Geist Verstand hinzugefügt wird.)

112:0.15 (1226.3) 13. Die Persönlichkeit kann den physischen Tod überleben, wobei die Identität in der fortlebenden Seele ruht. Der Justierer und die Persönlichkeit sind unveränderlich; die Beziehung zwischen ihnen (in der Seele) ist ein einziger Wandel, stetige Entwicklung; und wenn dieser Wandel (dieses Wachstum) aufhörte, würde auch die Seele aufhören.

112:0.16 (1226.4) 14. Die Persönlichkeit ist sich auf einzigartige Weise der Zeit bewusst, und das ist etwas anderes als die Zeitwahrnehmung durch Verstand oder Geist.

1. Persönlichkeit und Realität

112:1.1 (1226.5) Der Universale Vater verleiht seinen Geschöpfen die Persönlichkeit als eine potentiell ewige Gabe. Solch ein göttliches Geschenk ist bestimmt, auf zahlreichen Ebenen und in aufeinander folgenden Universumssituationen zu funktionieren, von den niedrigsten endlichen bis zu den höchsten absoniten und sogar bis an die Grenzen der absoluten. Die Persönlichkeit agiert also auf drei kosmischen Ebenen oder in drei Universumsphasen:

112:1.2 (1226.6) 1. Positionsstatus. Die Persönlichkeit funktioniert im Lokaluniversum ebenso wirksam wie in Super- und Zentraluniversum.

112:1.3 (1226.7) 2. Bedeutungsstatus. Die Persönlichkeit wirkt effektiv auf den Ebenen des Endlichen, des Absoniten und sogar im Grenzbereich zum Absoluten.

112:1.4 (1226.8) 3. Wertestatus. Die Persönlichkeit kann sich auf dem Erfahrungsweg in den aufeinander folgenden Bereichen des Materiellen, Morontiellen und Geistigen verwirklichen.

112:1.5 (1226.9) Die Persönlichkeit betätigt sich bezüglich der kosmischen Dimensionen mit zunehmender Vollkommenheit. Die endliche Persönlichkeit hat drei Dimensionen, die in groben Umrissen folgendermaßen funktionieren:

112:1.6 (1226.10) 1. Die Länge stellt Richtung und Natur des Fortschreitens dar — Bewegung durch den Raum in Abhängigkeit von der Zeit — Evolution.

112:1.7 (1226.11) 2. Die vertikale Tiefe umfasst Dynamik und Verhalten des Organismus, die wechselnden Ebenen der Selbstverwirklichung und das allgemeine Phänomen der Reaktion auf die Umwelt.

112:1.8 (1226.12) 3. Die Breite umfasst die Gebiete von Koordination und Zusammenarbeit und die Organisation des Selbst.

112:1.9 (1226.13) Der den Sterblichen Urantias verliehene Persönlichkeitstyp besitzt ein Potential von sieben Dimensionen des Selbstausdrucks oder persönlicher Verwirklichung. Drei dieser dimensionalen Phänomene lassen sich auf der endlichen Ebene verwirklichen, drei auf der absoniten Ebene und eines auf der absoluten Ebene. Auf subabsoluten Ebenen ist diese siebente oder Totalitätsdimension als die Tatsache der Persönlichkeit erfahrbar. Diese höchste Dimension ist ein assoziierbares Absolutes und besitzt, obwohl nicht unendlich, das dimensionale Potential für ein unterunendliches Eindringen in das Absolute.

112:1.10 (1226.14) Die endlichen Dimensionen der Persönlichkeit haben mit kosmischer Länge, Tiefe und Breite zu tun. Die Länge ist Ausdruck der Bedeutung; die Tiefe bedeutet Wert; die Breite schließt die innere Schau ein — die Fähigkeit, das unwiderlegbare Bewusstsein der kosmischen Realität zu erfahren.

112:1.11 (1227.1) Auf der morontiellen Ebene sind all diese endlichen Dimensionen der materiellen Ebene beträchtlich gesteigert, und gewisse neue Dimensionswerte lassen sich verwirklichen. All diese erweiterten Dimensionserfahrungen der morontiellen Ebene sind unter dem Einfluss der Mota und auch dank dem Beitrag der morontiellen Mathematik auf wunderbare Weise mit der höchsten oder Persönlichkeitsdimension verbunden.

112:1.12 (1227.2) Die Sterblichen könnten sich beim Studium der menschlichen Persönlichkeit manche Verwirrung ersparen, wenn sich das endliche Geschöpf daran erinnern wollte, dass Dimensionsebenen und geistige Ebenen bei der erfahrungsmäßigen Persönlichkeitsverwirklichung nicht koordiniert sind.

112:1.13 (1227.3) Das Leben ist wirklich ein Vorgang, der sich zwischen dem Organismus (dem Selbst) und seiner Umgebung abspielt. Die Persönlichkeit lässt diesem Zusammenwirken von Organismus und Umwelt Identitätswert und Kontinuitätsbedeutungen zukommen. Man kann daran erkennen, dass das Phänomen Reiz-Antwort nicht nur ein mechanischer Vorgang ist, da ja die Persönlichkeit in der gesamten Situation als ein Faktor mitwirkt. Es bleibt ewig wahr, dass Mechanismen ihrem Wesen nach passiv, Organismen hingegen von Natur aus aktiv sind.

112:1.14 (1227.4) Das physische Leben ist ein Vorgang, der sich nicht so sehr im Organismus als vielmehr zwischen dem Organismus und der Umwelt abspielt. Und jeder derartige Vorgang neigt dazu, im Organismus Modelle der Reaktion auf eine solche Umgebung zu schaffen und zu verfestigen. All solche richtungweisenden Modelle üben bei der Wahl eines Ziels einen sehr großen Einfluss aus.

112:1.15 (1227.5) Durch die Vermittlung des Verstandes geschieht es, dass das Selbst und die Umwelt in bedeutungsvollen Kontakt treten. Die Fähigkeit und Willigkeit des Organismus, mit der Umwelt solch bedeutungsvolle Kontakte herzustellen (Antwort auf einen Impuls), stellt die Haltung der ganzen Persönlichkeit dar.

112:1.16 (1227.6) Die Persönlichkeit ist in der Vereinzelung nicht sehr leistungsfähig. Der Mensch ist von Natur aus ein geselliges Geschöpf; die Sehnsucht nach Zugehörigkeit beherrscht ihn. Es ist buchstäblich wahr, dass „kein Mensch für sich allein lebt“.

112:1.17 (1227.7) Aber das Persönlichkeitskonzept, worunter man das Ganze des lebendigen und funktionierenden Geschöpfes versteht, bedeutet viel mehr als die Integration von Beziehungen; es bedeutet ebenso sehr Einigung aller Faktoren der Realität wie Koordination von Beziehungen. Zwischen zwei Objekten bestehen Beziehungen, aber drei oder mehr Objekte rufen ein System ins Leben, und ein solches System ist viel mehr als nur ein erweitertes oder komplexes Beziehungsgeflecht. Dieser Unterschied ist entscheidend, denn in einem kosmischen System sind die individuellen Glieder miteinander nie anders verbunden als in Beziehung zum Ganzen und durch die Individualität des Ganzen.

112:1.18 (1227.8) Im menschlichen Organismus bildet die Summe seiner Teile das Selbst — die Individualität — aber dieser Prozess hat überhaupt nichts zu tun mit der Persönlichkeit, die all diese Faktoren in ihrer Beziehung zu den kosmischen Realitäten eint.

112:1.19 (1227.9) In Ansammlungen sind die Teile addiert; in Systemen sind die Teile arrangiert. Systeme sind bedeutungsvoll wegen ihrer Organisation — Werten der Position. In einem guten System sind alle Faktoren in kosmischer Position. In einem schlechten System fehlt entweder etwas, oder es ist von seinem Platz gerückt — in Unordnung. Im menschlichen System ist es die Persönlichkeit, welche alle Aktivitäten eint und als Gegengabe die Eigenschaften der Identität und Kreativität verleiht.

2. Das Selbst

112:2.1 (1227.10) Es könnte hilfreich sein, sich beim Studium des Selbst zu vergegenwärtigen:

112:2.2 (1227.11) 1. Dass die physischen Systeme untergeordnet sind.

112:2.3 (1227.12) 2. Dass die intellektuellen Systeme beigeordnet sind.

112:2.4 (1227.13) 3. Dass die Persönlichkeit übergeordnet ist.

112:2.5 (1227.14) 4. Dass die innewohnende geistige Kraft potentiell führend ist.

112:2.6 (1228.1) Bei allen Auffassungen vom Selbst sollte man erkennen, dass die Tatsache des Lebens zuerst kommt und erst danach seine Beurteilung oder Interpretation. Ein Kind lebt zuerst und denkt erst später über sein Leben nach. In der kosmischen Ökonomie kommt spontane Erkenntnis vor weiser Vorausschau.

112:2.7 (1228.2) Die Universumstatsache der Menschwerdung Gottes hat für immer alle Bedeutungen und alle Werte der menschlichen Persönlichkeit verändert. Im wahren Sinne des Wortes bedeutet Liebe gegenseitige Hochachtung ganzer Persönlichkeiten, seien sie menschlich oder göttlich, oder menschlich und göttlich. Teile des Selbst können in mancher Weise funktionieren — als Denken, Fühlen, Wünschen — aber nur die koordinierten Attribute der ganzen Persönlichkeit konzentrieren sich in einer intelligenten Handlung; und all diese Gaben verbinden sich mit der geistigen Begabung des sterblichen Verstandes, wenn ein menschliches Wesen ein anderes menschliches oder göttliches Wesen aufrichtig und selbstlos liebt.

112:2.8 (1228.3) Alle menschlichen Konzepte der Realität fußen auf der Annahme der Wirklichkeit der menschlichen Persönlichkeit; alle Konzepte übermenschlicher Realitäten fußen auf der Erfahrung der menschlichen Persönlichkeit mit und in den kosmischen Realitäten bestimmter assoziierter geistiger Wesenheiten und göttlicher Persönlichkeiten. Alles Nichtgeistige in menschlicher Erfahrung mit Ausnahme der Persönlichkeit ist ein Mittel zu einem Zweck. Jede wahre Beziehung des sterblichen Menschen mit anderen Personen — menschlichen oder göttlichen — ist ein Selbstzweck. Und eine derartige Verbundenheit mit der Persönlichkeit der Gottheit ist das ewige Ziel des Aufstiegs im Universum.

112:2.9 (1228.4) Der Besitz einer Persönlichkeit kennzeichnet den Menschen als ein geistiges Wesen, da die Einheit des Selbst und das Selbstbewusstsein der Persönlichkeit Gaben der übermateriellen Welt sind. Gerade die Tatsache, dass ein sterblicher Materialist die Existenz übermaterieller Realitäten abstreiten kann, birgt in sich den Beweis für die Gegenwart geistiger Synthese und kosmischen Bewusstseins in seinem menschlichen Verstand und zeigt an, dass diese in ihm arbeiten.

112:2.10 (1228.5) Zwischen Materie und Denken klafft ein großer kosmischer Abgrund, und der Abgrund ist noch unendlich viel größer zwischen materiellem Verstand und geistiger Liebe. Keine Theorie mechanistischer elektronischer Verbindung oder materieller Energiephänomene kann das Bewusstsein, und noch viel weniger das Selbstbewusstsein, erklären.

112:2.11 (1228.6) Wenn der Verstand die Realität bis ins Letzte erforscht, verschwindet die Materie wohl für die materiellen Sinne, kann aber für das Denken immer noch real bleiben. Wenn die geistige Schau jene Realität durchforscht, die nach dem Verschwinden der Materie übrig bleibt, und auch diese bis ins Letzte erforscht, verschwindet sie für das Denken ebenfalls, aber die geistige Schau kann immer noch kosmische Realitäten und höchste Werte einer geistigen Natur wahrnehmen. Folglich macht die Wissenschaft der Philosophie Platz, während die Philosophie sich vor den Schlüssen beugen muss, die im Wesen echter geistiger Erfahrung liegen. Denken dankt vor Weisheit ab, und Weisheit löst sich in erleuchteter und besonnener Anbetung auf.

112:2.12 (1228.7) In der Wissenschaft beobachtet das menschliche Selbst die materielle Welt; Philosophie ist die Beobachtung dieser Beobachtung der materiellen Welt; Religion, wahre geistige Erfahrung, ist das erfahrungsmäßige Bewusstwerden der kosmischen Realität der Beobachtung der Beobachtung dieser ganzen relativen Synthese der energetischen Baustoffe von Zeit und Raum. Eine Philosophie des Universums auf einem ausschließlichen Materialismus aufzubauen, heißt die Tatsache ignorieren, dass alle materiellen Dinge anfänglich in der Erfahrung des menschlichen Bewusstseins als real aufgefasst werden. Der Beobachter kann nicht der beobachtete Gegenstand sein; Bewertung verlangt einen gewissen Grad an Transzendenz des bewerteten Gegenstands.

112:2.13 (1228.8) In der Zeit führt Denken zu Weisheit und Weisheit zur Anbetung; in der Ewigkeit führt Anbetung zu Weisheit, und Weisheit bringt endlich die Finalität des Gedankens hervor.

112:2.14 (1229.1) Die Möglichkeit der Einigung des sich entwickelnden Selbst liegt in der Natur der Eigenschaften der es bildenden Faktoren. Diese sind: Die fundamentalen Energien, die wesentlichen Gewebe, die grundlegende chemische Über-Kontrolle, die höchsten Ideen, die höchsten Beweggründe, die höchsten Ziele und der göttliche, vom Paradies geschenkte Geist — das Geheimnis des Selbstbewusstseins der geistigen Natur des Menschen.

112:2.15 (1229.2) Das Ziel kosmischer Entwicklung ist die Einigung der Persönlichkeit durch wachsende Herrschaft des Geistes, die Bereitschaft, der Unterweisung und Führung des Gedankenjustierers zu folgen. Sowohl menschliche wie übermenschliche Persönlichkeit ist gekennzeichnet durch eine ihr angeborene kosmische Eigenschaft, die man „Evolution der Herrschaft“, wachsende Beherrschung ihrer selbst und ihrer Umgebung, nennen könnte.

112:2.16 (1229.3) Eine aufsteigende, einst menschliche Persönlichkeit durchschreitet zwei große Phasen wachsender Willensherrschaft über das Selbst und im Universum:

112:2.17 (1229.4) 1. Die Erfahrung der Gottsuche des Vorfinalisten: Wachsende Selbstverwirklichung durch eine Technik der Expansion und Verwirklichung der Identität in Verbindung mit der Lösung kosmischer Probleme und daraus erwachsender Herrschaft im Universum.

112:2.18 (1229.5) 2. Die Gott offenbarende Erfahrung des Nachfinalisten: Schöpferisch expandierende Selbstverwirklichung durch die Offenbarung des Supremen Wesens der Erfahrung an die Gott suchenden Intelligenzen, die die göttlichen Ebenen der Gottähnlichkeit noch nicht erreicht haben.

112:2.19 (1229.6) Entsprechende Erfahrungen machen die niedersteigenden Persönlichkeiten in ihren mannigfaltigen Universumsabenteuern, indem sie nach stets wachsender Fähigkeit suchen, die göttlichen Willen der Supremen, Ultimen und Absoluten Gottheit in Erfahrung zu bringen und auszuführen.

112:2.20 (1229.7) Während des physischen Lebens ist das materielle Selbst, die Ego-Wesenheit der menschlichen Identität, abhängig vom ununterbrochenen Funktionieren des materiellen Lebensträgers, von der dauernden Existenz des unausgewogenen Gleichgewichts der Energien und des Intellekts, dem man auf Urantia den Namen Leben gegeben hat. Aber ein Selbst mit Fortlebenswert, ein Selbst, das die Todeserfahrung transzendieren kann, entwickelt sich nur durch die Schaffung einer potentiellen Verlegung des Identitätssitzes der sich entwickelnden Persönlichkeit vom vergänglichen Lebensträger — dem materiellen Körper — in die dauerhaftere und unsterbliche Natur der morontiellen Seele und weiter auf jene Ebenen, wo sich die Seele von der geistigen Realität durchdringen lässt und schließlich deren Zustand erreicht. Dieser tatsächliche Übergang von der Vereinigung mit der Materie zu morontieller Identifikation geschieht durch die Aufrichtigkeit, Beharrlichkeit und Standhaftigkeit der Entscheidungen des menschlichen Geschöpfes auf seiner Suche nach Gott.

3. Das Phänomen des Todes

112:3.1 (1229.8) Die Urantianer nehmen gewöhnlich nur von einer Todesart Notiz, nämlich vom physischen Aufhören der Lebensenergien; aber was das Fortleben der Persönlichkeit angeht, gibt es tatsächlich drei Arten:

112:3.2 (1229.9) 1. Der geistige Tod (der Seele). Wenn der sterbliche Mensch das Fortleben endgültig abgelehnt hat, wenn der Justierer und der weiterlebende Seraph ihn übereinstimmend als geistig zahlungsunfähig, als morontiell bankrott erklärt haben, wenn ein solch gemeinsamer Befund auf Uversa registriert worden ist und nachdem die Zensoren und ihre reflexiven Mitarbeiter diese Ergebnisse überprüft haben, ordnen die Lenker Orvontons die augenblickliche Entlassung des innewohnenden Mentors an. Aber diese Entlassung des Justierers beeinflusst in keiner Weise die Pflichten des persönlichen Seraphs oder der Seraphengruppe, in deren Obhut sich dieses vom Justierer verlassene Wesen befindet. Diese Todesart ist in ihrer Bedeutung endgültig, ungeachtet der befristeten Fortdauer der lebenden Energien des physischen und mentalen Apparates. Vom kosmischen Standpunkt aus ist der Sterbliche bereits tot; das fortdauernde Leben zeugt nur vom Weiterwirken des materiellen Schwungs kosmischer Energien.

112:3.3 (1230.1) 2. Der intellektuelle (mentale) Tod. Wenn die lebenswichtigen Kreisläufe des höheren Hilfsgeistdienstes wegen Abirrungen des Intellektes oder teilweiser Zerstörung des Hirnmechanismus unterbrochen werden und wenn unter diesen Bedingungen ein gewisser kritischer Punkt der Irreparabilität überschritten wird, ist der innewohnende Justierer augenblicklich frei, nach Divinington zurückzukehren. In den Annalen des Universums wird eine sterbliche Persönlichkeit als tot betrachtet, wenn die wesentlichen mentalen Kreisläufe von Wille-Handeln des Menschen zerstört sind. Auch dies bedeutet Tod, gleichviel, ob der lebendige Mechanismus des physischen Körpers zu funktionieren fortfährt. Ein Körper, dem der mit Wille begabte Verstand fehlt, ist nicht mehr menschlich, aber die Seele eines solchen Einzelwesens kann aufgrund der früheren Wahl des menschlichen Willens dennoch fortleben.

112:3.4 (1230.2) 3. Der physische Tod (von Körper und Verstand). Wenn der Tod an ein menschliches Wesen herantritt, verbleibt der Justierer solange im Gedankengehäuse, bis es als intelligenter Mechanismus dann zu funktionieren aufhört, wenn die messbaren Hirnenergien ihre rhythmischen Lebenspulsationen einstellen. Nach dieser Auflösung verabschiedet sich der Justierer vom versinkenden Verstand ebenso diskret, wie er Jahre zuvor anlangte, und begibt sich über Uversa nach Divinington.

112:3.5 (1230.3) Nach dem Tod kehrt der materielle Körper zur Welt der Elemente zurück, aus der er kam, aber zwei nichtmaterielle Faktoren der fortlebenden Persönlichkeit überdauern: Der vorausexistierende Gedankenjustierer begibt sich mit seiner Übertragung des erinnerten menschlichen Werdegangs nach Divinington, und ebenso verbleibt die unsterbliche morontielle Seele des Abgeschiedenen im Gewahrsam des Schicksalshüters. Diese Phasen und Formen der Seele, diese einst kinetischen, jetzt aber statischen Identitätsformeln sind für die Neupersonifizierung auf den morontiellen Welten unentbehrlich; und es ist die Vereinigung des Justierers mit der Seele, welche die fortlebende Persönlichkeit wieder zusammenfügt und euch im Augenblick des morontiellen Erwachens wiederum das Bewusstsein verleiht.

112:3.6 (1230.4) Für jene, die keine persönlichen seraphischen Hüter besitzen, leisten die Gruppenhüter treu und wirksam denselben Dienst der sicheren Aufbewahrung der Identität und der Auferweckung der Persönlichkeit. Die Seraphim sind für die Wiederzusammenfügung der Persönlichkeit unerlässlich.

112:3.7 (1230.5) Nach dem Tod verliert der Gedankenjustierer vorübergehend die Persönlichkeit, nicht aber die Identität; der menschliche Schutzbefohlene verliert vorübergehend die Identität, nicht aber die Persönlichkeit; auf den Residenzwelten vereinigen sich beide in ewiger Ausdrucksform. Nie kehrt ein abgereister Gedankenjustierer als das Wesen, das seinen vormaligen Wirt bewohnt hatte, zur Erde zurück; nie manifestiert sich Persönlichkeit ohne den menschlichen Willen; und nie kann ein von seinem Justierer getrenntes menschliches Wesen nach dem Tod eine aktive Identität bekunden oder in irgendeiner Weise mit den Lebewesen auf Erden in Verbindung treten. Solche von ihrem Justierer getrennte Seelen sind während ihres langen oder kurzen Todesschlafs gänzlich und absolut unbewusst. Vor der Wiedererweckung kann es keine noch so geartete Manifestation der Persönlichkeit noch irgendwelche Möglichkeit geben, mit anderen Persönlichkeiten in Verbindung zu treten. Diejenigen, die auf die Residenzwelten gehen, haben nicht die Erlaubnis, ihren Lieben Botschaften zu senden. In allen Universen wird eine Politik befolgt, die solche Kontakte während einer laufenden Dispensation verbietet.

4. Justierer nach dem Tode

112:4.1 (1231.1) Wenn ein Tod materieller, intellektueller oder geistiger Natur eintritt, nimmt der Justierer von seinem sterblichen Gastwirt Abschied und begibt sich nach Divinington. Alsdann bringt die Herstellung einer reflexiven Verbindung zwischen den Hauptsitzen von Lokaluniversum und Superuniversum Verantwortliche beider Regierungen miteinander in Kontakt, und der Mentor wird unter derselben Nummer abgemeldet, unter der sein Eintritt in die Domäne der Zeit registriert worden war.

112:4.2 (1231.2) Auf nicht völlig erklärliche Weise sind die Universellen Zensoren in der Lage, in den Besitz eines Abrisses des menschlichen Lebens zu gelangen, wie dieses in des Justierers transkribiertem Justiererduplikat der geistigen Werte und morontiellen Bedeutungen des bewohnten Verstandes enthalten ist. Die Zensoren sind fähig, sich des Justierers Darstellung des Fortlebenscharakters und der geistigen Qualitäten des verstorbenen Menschen anzueignen, und all diese Auskünfte im Verein mit den seraphischen Aufzeichnungen sind verfügbar, um zu der Zeit des Gerichtsurteils über den Betreffenden vorgelegt zu werden. Dieselben Auskünfte dienen auch zur Bestätigung jener Verfügungen des Superuniversums, die es gewissen Aufsteigern ermöglichen, ihre morontielle Laufbahn unmittelbar anzutreten und nach der physischen Auflösung noch vor dem offiziellen Ende einer planetarischen Dispensation auf die Residenzwelten weiterzugehen.

112:4.3 (1231.3) Abgesehen von den Fällen jener, die aus den Reihen der Lebenden entrückt werden, begibt sich der seiner Aufgabe entbundene Justierer nach dem physischen Tod sofort auf seine Heimatsphäre Divinington. Was sich auf dieser Welt während der Wartezeit bis zum tatsächlichen Wiedererscheinen des fortlebenden Sterblichen im Einzelnen abspielt, hängt hauptsächlich davon ab, ob das sterbliche Wesen aufgrund seines eigenen individuellen Rechts zu den Residenzwelten aufsteigt oder ob es den Dispensationsappell der schlafenden Fortlebenden eines planetarischen Zeitalters abwartet.

112:4.4 (1231.4) Wenn der sterbliche Partner einer Gruppe angehört, die erst am Ende einer Dispensation neupersonifiziert wird, kehrt der Justierer nicht unmittelbar auf die Residenzwelt des Systems zurück, in dem er eben gedient hatte, sondern übernimmt je nach Wahl eine der folgenden vorübergehenden Aufgaben:

112:4.5 (1231.5) 1. Eintritt in die Reihen der verschwundenen Mentoren für unbekannte Dienste.

112:4.6 (1231.6) 2. Befristete Zuteilung zu der Beobachtung des Paradies-Regimes.

112:4.7 (1231.7) 3. Aufnahme in eine der vielen Ausbildungsstätten Diviningtons.

112:4.8 (1231.8) 4. Vorübergehender Studienaufenthalt als Beobachter auf einer der sechs anderen heiligen Sphären, die den Kreis der Paradies-Welten des Vaters bilden.

112:4.9 (1231.9) 5. Zuteilung zum Botschafterdienst der Personifizierten Justierer.

112:4.10 (1231.10) 6. Wirkt als zugeordneter Ausbilder an den Anstalten Diviningtons zur Schulung der der jungfräulichen Gruppe angehörenden Mentoren.

112:4.11 (1231.11) 7. Beschäftigung mit der Wahl einer Gruppe von Welten, die zum Dienst in Frage kämen, sollten berechtigte Gründe zu der Annahme vorliegen, der menschliche Partner habe das Fortleben abgelehnt.

112:4.12 (1231.12) Falls ihr, wenn der Tod euch überrascht, den dritten Kreis oder eine höhere Stufe erreicht habt und euch deshalb ein persönlicher Schicksalshüter zugeteilt worden ist, und wenn die vom Justierer vorgelegte endgültige Transkription der Zusammenfassung des Fortlebenscharakters vom Schicksalshüter vorbehaltlos beglaubigt worden ist — wenn Seraph wie Justierer in jeder Einzelheit ihrer Lebensaufzeichnungen und Empfehlungen grundlegend übereinstimmen — wenn die Universellen Zensoren und ihre reflexiven Mitarbeiter auf Uversa diese Befunde bestätigen, und zwar unzweideutig und vorbehaltlos, dann geht von den Ältesten der Tage über die Kommunikationsbahnen Salvingtons blitzartig die Dekretierung eures vorgerückten Status aus, und die Gerichtshöfe des Souveräns von Nebadon, derart entlastet, ordnen die sofortige Überführung der fortlebenden Seele in die Auferstehungshallen der Residenzwelten an.

112:4.13 (1232.1) Wenn der einzelne Mensch fristlos fortlebt, trägt sich der Justierer meines Wissens in Divinington ein, sucht dann die Paradies-Gegenwart des Universalen Vaters auf, kehrt unverzüglich zurück und wird durch die Personifizierten Justierer des Super- und Lokaluniversums, in welchen er dient, umfangen, dann vom obersten Personifizierten Mentor Diviningtons anerkannt und geht hierauf sofort durch das „Erlebnis des Identitätsübergangs“. Danach wird er in der dritten Periode aufgerufen, auf der Residenzwelt gerade jene Persönlichkeitsgestalt zu beziehen, die nach den Vorstellungen des Schicksalshüters zur Aufnahme der fortlebenden Seele des irdischen Sterblichen vorbereitet worden ist.

5. Fortleben des menschlichen Selbst

112:5.1 (1232.2) Das Selbst, ob materieller, morontieller oder geistiger Art, ist eine kosmische Realität. Die Wirklichkeit des Persönlichen ist das Geschenk des Universalen Vaters, der in und aus sich heraus oder durch die mannigfaltigen Organe des Universums handelt. Wenn man von einem Wesen sagt, es sei persönlich, anerkennt man damit seine relative Individuation innerhalb des kosmischen Organismus. Der lebendige Kosmos ist ein fast unendlich integriertes Gefüge von realen Einheiten, die alle der Bestimmung des Ganzen relativ unterworfen sind. Aber die persönlichen unter ihnen wurden mit der tatsächlichen Wahlfreiheit zwischen Annahme und Ablehnung dieser Bestimmung ausgestattet.

112:5.2 (1232.3) Was vom Vater kommt, ist ewig wie der Vater, und diese Wahrheit gilt ebenso sehr für die Persönlichkeit, die der Vater aus seinem eigenen freien Willen verleiht, wie für den Gedankenjustierer, der ein wirkliches Fragment Gottes ist. Die Persönlichkeit des Menschen ist ewig, aber bezüglich der Identität eine bedingte ewige Realität. Da die Persönlichkeit als Antwort auf den Willen des Vaters erschienen ist, wird sie die Bestimmung der Gottheit erreichen, aber der Mensch muss wählen, ob er bei der Erreichung dieser Bestimmung dabei sein wird oder nicht. Falls er sich dagegen entscheidet, erreicht die Persönlichkeit die erfahrungsmäßige Gottheit direkt und wird ein Teil des Supremen Wesens. Der Zyklus ist vorherbestimmt, aber die Teilnahme des Menschen daran ist freiwillig, persönlich und erfahrungsmäßig.

112:5.3 (1232.4) Die sterbliche Identität ist ein vorübergehender, auf die Lebensdauer beschränkter Zustand im Universum; sie ist nur insofern real, als die Persönlichkeit die Wahl trifft, ein dauerndes Phänomen des Universums zu werden. Dies ist der wesentliche Unterschied zwischen dem Menschen und einem Energiesystem: Das Energiesystem muss weiterfahren, es hat keine Wahl; aber es bleibt völlig dem Menschen anheim gestellt, sein eigenes Schicksal zu bestimmen. Der Justierer ist wahrhaftig der Pfad zum Paradies, aber der Mensch muss diesem Pfad aufgrund seiner eigenen Entscheidungen, der Wahl seines freien Willens, folgen.

112:5.4 (1232.5) Die menschlichen Wesen besitzen nur im materiellen Sinn eine Identität. Solche Eigenschaften des Selbst werden durch den materiellen Verstand ausgedrückt, wie er im Energiesystem des Intellekts funktioniert. Wenn man sagt, der Mensch habe eine Identität, stellt man damit fest, dass er einen Verstandeskreislauf besitzt, der den Handlungen und Entscheidungen des Willens der menschlichen Persönlichkeit unterworfen ist. Aber dabei handelt es sich um eine materielle und rein zeitweilige Erscheinung, genauso wie der menschliche Embryo ein vorübergehendes, parasitisches Stadium des menschlichen Lebens ist. Aus kosmischer Perspektive kommen, leben und vergehen die menschlichen Wesen vergleichsweise in einem Augenblick; sie dauern nicht. Aber die menschliche Persönlichkeit besitzt kraft ihrer eigenen Wahl die Macht, den Sitz ihrer Identität vom vorübergehenden materiell-intellektuellen System in das höhere morontiell-seelische System zu verlegen, das in Zusammenarbeit mit dem Gedankenjustierer als neues Instrument für den Persönlichkeitsausdruck geschaffen wird.

112:5.5 (1233.1) Und gerade diese Macht zu wählen, dieses universelle Kennzeichen der mit freiem Willen ausgestatteten Geschöpfeswelt, stellt die größte Chance des Menschen und seine höchste kosmische Verantwortung dar. Von der Integrität des menschlichen Wollens hängt das ewige Schicksal des künftigen Finalisten ab; von der Aufrichtigkeit des freien Willens des Sterblichen hängt der göttliche Justierer für die Erlangung ewiger Persönlichkeit ab; von der Ehrlichkeit der menschlichen Wahl hängt der Universale Vater für die Verwirklichung eines neuen aufsteigenden Sohnes ab; von der Unerschütterlichkeit und Weisheit der Entscheidungen-Handlungen hängt das Supreme Wesen zur Verwirklichung der erfahrungsmäßigen Evolution ab.

112:5.6 (1233.2) Die kosmischen Kreise des Persönlichkeitswachstums müssen schließlich erreicht werden; aber wenn — ohne Fehler von eurer Seite — die Wechselfälle der Zeit und die Widerstände der materiellen Existenz euch daran hindern, diese Ebenen auf eurem Geburtsplaneten zu meistern, und wenn eure Absichten und Wünsche Fortlebenswert haben, werden Dekrete zur Verlängerung eurer Probezeit erlassen. Es wird euch zusätzliche Zeit zugestanden, während der ihr euch bewähren könnt.

112:5.7 (1233.3) Wann immer ein Zweifel hinsichtlich der Ratsamkeit besteht, eine menschliche Identität auf die Residenzwelten vorrücken zu lassen, entscheiden die Universumsregierungen ausnahmslos im Sinne des persönlichen Interesses des Betroffenen; sie verleihen einer solchen Seele ohne zu zögern den fortgeschrittenen Status eines Übergangswesens, während sie ihre Beobachtungen seiner erwachenden morontiellen Absichten und geistigen Zielsetzungen fortsetzen. Auf diese Weise ist die göttliche Gerechtigkeit sicher, erfüllt zu werden, und die göttliche Barmherzigkeit erhält Gelegenheit zu weiterem Wirken.

112:5.8 (1233.4) Die Regierungen von Orvonton und Nebadon machen sich nicht anheischig, in Einzelheiten des Arbeitens des universalen Planes menschlicher Neupersonifizierung absolute Vollkommenheit zu erreichen; hingegen nehmen sie für sich in Anspruch, Geduld, Toleranz, Verständnis und barmherzige Sympathie walten zu lassen, und sie tun es tatsächlich. Wir würden eher das Risiko einer Rebellion im System eingehen, als uns der Gefahr auszusetzen, auch nur einen einzigen kämpfenden Sterblichen auf irgendeiner evolutionären Welt der ewigen Freude zu berauben, die aufsteigende Laufbahn zu verfolgen.

112:5.9 (1233.5) Das bedeutet auf keinen Fall, dass die menschlichen Wesen in den Genuss einer zweiten Gelegenheit kommen, nachdem sie eine erste abgewiesen haben. Aber es bedeutet, dass allen Willensgeschöpfen eine wahre Gelegenheit zuteil werden muss, eine unzweideutige, bewusste und endgültige Wahl zu treffen. Die souveränen Richter der Universen werden nie ein einziges Wesen seines Persönlichkeitsstatus berauben, das nicht endgültig und vollauf die ewige Wahl getroffen hat; der Seele des Menschen muss und wird umfassende Gelegenheit geboten werden, ihre wahren Absichten und wirklichen Ziele zu offenbaren.

112:5.10 (1233.6) Wenn die geistig und kosmisch fortgeschritteneren Menschen sterben, gehen sie unmittelbar auf die Residenzwelten weiter; im Allgemeinen trifft dies für diejenigen zu, denen persönliche seraphische Hüter zugeteilt sind. Andere Sterbliche können zurückgehalten werden, bis die Beurteilung ihrer Angelegenheiten abgeschlossen ist, worauf sie entweder auf die Residenzwelten gehen oder in die Reihen der schlafenden Fortlebenden eingewiesen werden, die am Ende der laufenden planetarischen Dispensation in großer Zahl neupersonifiziert werden.

112:5.11 (1233.7) Zweierlei Schwierigkeiten behindern meine Bemühungen zu erklären, was mit Dir, mit dem fortlebenden Du, das vom weggehenden Justierer verschieden ist, im Tod geschieht. Die eine besteht in der Unmöglichkeit, eurer Begriffsebene eine angemessene Beschreibung von einem sich im Grenzland zwischen den physischen und morontiellen Reichen abspielenden Vorgang zu machen. Die andere ergibt sich aus den Einschränkungen, die die himmlischen Inhaber der Regierungsgewalt Urantias meiner Kommission als Wahrheitsoffenbarerin auferlegt haben. Es gibt viele interessante Einzelheiten, über die berichtet werden könnte, aber dem Rat eurer unmittelbaren planetarischen Überwacher folgend, behalte ich sie zurück. Immerhin kann ich in den Grenzen des mir Erlaubten Folgendes sagen:

112:5.12 (1234.1) Es gibt etwas Reales, etwas aus der menschlichen Entwicklung Hervorgegangenes, etwas Zusätzliches zum Unergründlichen Mentor, das über den Tod hinaus weiterlebt. Diese neu erscheinende Wesenheit ist die Seele, und sie überlebt den Tod sowohl eures physischen Körpers als auch eures materiellen Verstandes. Diese Wesenheit ist das gemeinsame Kind des vereinten Lebens und der vereinten Anstrengungen des menschlichen Du und des göttlichen Du, des Justierers. Dieses Kind menschlicher und göttlicher Eltern ist das fortlebende Element irdischen Ursprungs, es ist das morontielle Selbst, die unsterbliche Seele.

112:5.13 (1234.2) Dieses Kind mit dauernder Bedeutung und fortlebendem Wert ist während der Spanne, die zwischen Tod und Neupersonifizierung liegt, völlig bewusstlos und befindet sich in dieser Wartezeit im Gewahrsam des seraphischen Schicksalshüters. Solange ihr auf den Residenzwelten Satanias nicht das neue morontielle Bewusstsein erlangt habt, funktioniert ihr nach dem Tode nicht als bewusste Wesen.

112:5.14 (1234.3) Beim Tod bricht die mit der menschlichen Persönlichkeit verbundene funktionelle Identität wegen des Stillstandes des Lebensantriebs auseinander. Obwohl die menschliche Persönlichkeit die Teile, aus denen sie aufgebaut ist, transzendiert, hängt sie von ihnen für eine funktionelle Identität ab. Das Aufhören des Lebens zerstört die physischen Hirnmuster, die das Denken erlauben, und das Zerbrechen der Denkfähigkeit setzt dem menschlichen Bewusstsein ein Ende. Das Bewusstsein dieses Geschöpfes kann danach erst zurückkehren, wenn neugeschaffene kosmische Umstände es derselben menschlichen Persönlichkeit wiederum gestatten, in Verbindung mit lebendiger Energie zu funktionieren.

112:5.15 (1234.4) Während des Transits der fortlebenden Sterblichen von ihrer Ursprungswelt auf die Residenzwelten werden die Aufzeichnungen über die Konstitution der Persönlichkeit von den Erzengeln auf ihren Welten besonderer Aktivitäten sorgfältig aufbewahrt, ganz gleich, ob die Persönlichkeit in der dritten Periode oder erst zur Zeit einer Gruppenauferstehung neu zusammengefügt wird. Die Erzengel sind nicht die Hüter der Persönlichkeit (wie die Seraphim die Hüter der Seele sind), aber es ist trotzdem wahr, dass jeder identifizierbare Persönlichkeitsfaktor in der wirksamen, sicheren Hut dieser verlässlichen Bürgen des menschlichen Fortlebens liegt. Über den genauen Verbleib der Persönlichkeit des Sterblichen zwischen Tod und Weiterleben wissen wir nichts.

112:5.16 (1234.5) Die Voraussetzungen, die eine Neupersonifizierung möglich machen, werden in den Auferstehungshallen der morontiellen Aufnahmeplaneten eines Lokaluniversums geschaffen. Hier, in den Räumen, die der Zusammenfügung des Lebens dienen, stellen die leitenden Verantwortlichen jene Beziehungen zwischen universellen — morontiellen, mentalen und geistigen — Energien her, welche die Wiederherstellung des Bewusstseins des schlafenden Fortlebenden ermöglichen. Die Neuzusammenfügung der Bauelemente einer einstmals materiellen Persönlichkeit umfasst Folgendes:

112:5.17 (1234.6) 1. Die Herstellung einer passenden Gestalt, eines morontiellen energetischen Modells, in welchem der neue Fortlebende den Kontakt mit der nichtgeistigen Realität aufnehmen kann und das in den Kreislauf der morontiellen Spielart des kosmischen Verstandes eingeschaltet werden kann.

112:5.18 (1234.7) 2. Die Rückkehr des Justierers zu dem wartenden morontiellen Geschöpf. Der Justierer ist der ewige Hüter eurer aufsteigenden Identität; euer Mentor ist die absolute Gewähr dafür, dass ihr selber und kein anderer die morontielle Gestalt, die für das Erwachen eurer Persönlichkeit geschaffen wurde, beziehen werdet. Und der Justierer wird bei der Neuzusammenfügung eurer Persönlichkeit zugegen sein, um wieder die Rolle eines Führers eures fortlebenden Selbst zum Paradies zu übernehmen.

112:5.19 (1235.1) 3. Wenn diese Voraussetzungen für die Neupersonifizierung vereinigt sind, überträgt der seraphische Hüter der in der schlummernden unsterblichen Seele enthaltenen Potentiale diese morontielle Wesenheit mit Hilfe zahlreicher kosmischer Persönlichkeiten auf und in die bereitstehende morontielle Verstand-Körper-Gestalt und übergibt dieses evolutionäre Kind des Supremen der ewigen Gemeinschaft mit dem wartenden Justierer. Und damit ist die Neupersonifizierung, die Neuzusammenfügung von Gedächtnis, Erkenntnis und Bewusstsein — die Identität — vollständig.

112:5.20 (1235.2) Die Tatsache der Neupersonifizierung besteht darin, dass das erwachende menschliche Selbst sich in den Kreislauf der morontiellen Phase des frisch abgetrennten kosmischen Verstandes einschaltet. Das Phänomen der Persönlichkeit hängt von der Aufrechterhaltung der Identität des auf das universelle Umfeld reagierenden Selbst ab, und das kann nur durch die Vermittlung des Verstandes geschehen. Das Selbst dauert ungeachtet des unablässigen Wandels aller es bildenden Faktoren; im physischen Leben ist der Wandel allmählich; im Tod und bei der Neupersonifizierung geschieht der Wechsel plötzlich. Die wahre Realität des gesamten Selbst (die Persönlichkeit) ist fähig, auf die Bedingungen des Universums dank dem unaufhörlichen Wandel der es aufbauenden Teile zu antworten; Stagnation führt unweigerlich zum Tod. Das menschliche Leben ist ein endloser Wandel der Lebensfaktoren, die durch die Stabilität der unveränderlichen Persönlichkeit geeint werden.

112:5.21 (1235.3) Wenn ihr dereinst in dieser Weise auf den Residenzwelten von Jerusem aufwacht, werdet ihr dermaßen verändert und eure geistige Verwandlung so groß sein, dass ihr am Anfang Schwierigkeiten hättet, das neue morontielle Bewusstsein mit der wieder auflebenden Erinnerung an eure frühere Identität in Zusammenhang zu bringen, hättet ihr nicht die Hilfe eures Gedankenjustierers und des Schicksalshüters, die eine so vollkommene Verbindung eures neuen Lebens in den neuen Welten mit eurem alten Leben auf der ersten Welt herstellen. Trotz der Kontinuität des persönlichen Selbst erschiene euch ein Großteil des irdischen Lebens zuerst als ein unbestimmter und verschwommener Traum. Aber die Zeit wird viele Erinnerungen an das irdische Leben klären.

112:5.22 (1235.4) Der Gedankenjustierer wird nur jene Erinnerungen und Erfahrungen in euer Bewusstsein zurückrufen und durch Wiederholung festigen, die einen Teil eurer universellen Laufbahn bilden und für diese wesentlich sind. Wenn der Justierer an irgendeiner Entwicklung im menschlichen Verstand Anteil hatte, dann werden diese lohnenden Erfahrungen im ewigen Bewusstsein des Justierers fortleben. Aber so manches von eurem vergangenen Leben mit seinen Erinnerungen, was weder geistige Bedeutung noch morontiellen Wert hat, wird mit dem materiellen Hirn untergehen; ein großer Teil der materiellen Erfahrung wird dahingehen als ein einstmals nützliches Gerüst, das, hat es euch einmal als Brücke zu der morontiellen Ebene gedient, im Universum keine Verwendung mehr hat. Aber die Persönlichkeit und die Beziehungen zwischen Persönlichkeiten sind nie Gerüsten vergleichbar; die menschliche Erinnerung an persönliche Beziehungen hat kosmischen Wert und wird weiterdauern. Auf den Residenzwelten werdet ihr die einstigen Weggefährten eures kurzen, aber fesselnden Lebens auf Urantia erkennen und von ihnen erkannt werden — mehr noch, ihr werdet euch an sie, und sie werden sich an euch erinnern.

6. Das morontielle Selbst

112:6.1 (1235.5) Ganz so wie ein Schmetterling aus dem Raupenstadium hervorgeht, werden die wahren Persönlichkeiten menschlicher Wesen auf den Residenzwelten erwachen und sich zum ersten Mal losgelöst von ihrer einstigen fleischlichen Hülle offenbaren. Beim morontiellen Werdegang im Lokaluniversum geht es um die unablässige Hebung des Persönlichkeitsmechanismus von der anfänglichen morontiellen Ebene der Seelenexistenz bis hinauf zu der abschließenden morontiellen Ebene stetiger Vergeistigung.

112:6.2 (1235.6) Es ist schwierig, euch über die Gestalten eurer morontiellen Persönlichkeit im Laufe des lokaluniversellen Werdegangs Aufschluss zu geben. Ihr werdet morontielle Modelle des Persönlichkeitsausdrucks erhalten, aber das sind Ausstattungen, die letztlich außerhalb eures Begriffsvermögens liegen. Obwohl solche Gestalten ganz und gar real sind, sind es keine Energiemodelle materieller Art, wie ihr sie jetzt begreift. Sie erfüllen indessen auf den Welten des Lokaluniversums denselben Zweck wie eure materiellen Körper auf den Planeten des menschlichen Ursprungs.

112:6.3 (1236.1) Bis zu einem gewissen Grad drückt die materielle körperliche Gestalt den Charakter der Persönlichkeit aus; der physische Körper widerspiegelt begrenzt etwas von der inneren Natur der Persönlichkeit. Die morontielle Gestalt tut es in viel stärkerem Maße. Im physischen Dasein können die Sterblichen äußerlich schön, aber innerlich hässlich sein; im morontiellen Dasein, und auf dessen höheren Stufen in stets wachsendem Maße, ändert sich die Gestalt der Persönlichkeit in direkter Übereinstimmung mit der Natur der inneren Person. Auf der geistigen Ebene beginnen äußere Gestalt und innere Natur, einer vollständigen Identifikation nahe zu kommen, und diese wird auf immer höheren Ebenen stets vollkommener.

112:6.4 (1236.2) Im morontiellen Zustand ist der aufsteigende Sterbliche mit der nebadonschen Modifikation des vom Hauptgeist Orvontons verliehenen kosmischen Verstandes begabt. Der irdische Intellekt als solcher ist untergegangen, hat als eine von den undifferenzierten Verstandeskreisläufen des Schöpferischen Geistes gesonderte, fokussierte Wesenheit des Universums zu existieren aufgehört. Aber die Bedeutungen und Werte des sterblichen Verstandes sind nicht untergegangen. Bestimmte Verstandesphasen setzen sich in der weiterlebenden Seele fort; bestimmte Erfahrungswerte des früheren menschlichen Verstandes befinden sich in der Obhut des Justierers; und im Lokaluniversum existiert die Chronik des menschlichen Lebens, wie es auf Erden gelebt wurde, nebst gewissen lebendigen Aufzeichnungen in den zahlreichen Wesen, die an der endgültigen Beurteilung des aufsteigenden Sterblichen beteiligt sind, Wesen, deren Rang von Seraphim über Universelle Zensoren wahrscheinlich bis zum Supremen hinaufreicht.

112:6.5 (1236.3) Der Geschöpfeswille kann ohne Verstand nicht existieren, aber er überdauert trotz des Verlustes des materiellen Intellektes. Während der unmittelbar auf die Auferstehung folgenden Zeit wird die aufsteigende Persönlichkeit weitgehend von den Charaktermodellen geleitet, die sie vom menschlichen Leben geerbt hat, sowie von der neu auftretenden Aktivität der morontiellen Mota. Und diese Führer zu einem den Residenzwelten angepassten Verhalten funktionieren zufriedenstellend in den frühen Phasen morontiellen Lebens und bevor der morontielle Wille als selbstständiger Willensausdruck der aufsteigenden Persönlichkeit erscheint.

112:6.6 (1236.4) Es gibt in der Laufbahn des Lokaluniversums keine Einflüsse, die den mentalen Hilfsgeisten der menschlichen Existenz vergleichbar wären. Der morontielle Verstand muss sich in direktem Kontakt mit dem kosmischen Verstand entwickeln, so wie dieser durch die schöpferische Quelle des lokaluniversellen Intellekts — die Göttliche Ministerin — modifiziert und übersetzt worden ist.

112:6.7 (1236.5) Vor dem Tod ist der sterbliche Verstand bezüglich seines Selbstbewusstseins unabhängig von der Gegenwart des Justierers; der Hilfsgeiste-Verstand hat nur das mit ihm verbundene materielle Energiemodell nötig, um arbeitsfähig zu sein. Aber die morontielle Seele, die oberhalb der Hilfsgeiste funktioniert, kann, einmal des materiellen Verstandesmechanismus beraubt, ohne den Justierer kein Selbstbewusstsein bewahren. Die sich entwickelnde Seele besitzt indessen einen kontinuierlichen Charakter, der von den Entscheidungen des ihr früher zugesellten Hilfsgeiste-Verstandes herstammt, und dieser Charakter wird zu aktivem Gedächtnis, sobald dessen Muster vom zurückkehrenden Justierer mit Energie versehen werden.

112:6.8 (1236.6) Das Fortbestehen des Gedächtnisses ist der Beweis dafür, dass die Identität des ursprünglichen Selbst bewahrt wurde; es ist wesentlich zur Vervollständigung des eigenen Bewusstseins von Persönlichkeitskontinuität und -expansion. Die Sterblichen, die ohne Justierer aufsteigen, hängen für die Rekonstruktion des menschlichen Gedächtnisses von der Unterweisung durch ihre seraphischen Gefährten ab; im Übrigen sind die morontiellen Seelen der mit dem Geist fusionierten Sterblichen nicht begrenzt. Das Gedächtnismodell lebt in der Seele weiter, aber dieses Modell bedarf der Anwesenheit des früheren Justierers, um vom Selbstbewusstsein als kontinuierliche Erinnerung unmittelbar abgerufen werden zu können. Ohne den Justierer kostet es die menschlichen Fortlebenden beträchtliche Zeit, die bewusste Erinnerung an die Bedeutungen und Werte einer früheren Existenz neu zu erforschen und neu zu erlernen, sich ihrer wiederum zu bemächtigen.

112:6.9 (1237.1) Die Seele mit Fortlebenswert widerspiegelt getreulich die qualitativen und quantitativen Handlungen und Motivierungen des materiellen Intellekts, des vormaligen Sitzes der Identität des Selbst. Wenn sich der sterbliche Verstand für Wahrheit, Schönheit und Güte entscheidet, beginnt er seine vormorontielle Universumslaufbahn in der Obhut der sieben mentalen Hilfsgeiste, die vom Geist der Weisheit angeführt werden. Später, nach Absolvierung der sieben Kreise vormorontiellen Vollbringens, ist die Begabung mit dem morontiellen Verstand, der sich dem Hilfsgeiste-Verstand überlagert, der Auftakt zum vorgeistigen oder morontiellen Werdegang im Lokaluniversum.

112:6.10 (1237.2) Wenn ein Geschöpf seinen Ursprungsplaneten verlässt, lässt es den Dienst der Hilfsgeiste hinter sich und hängt nur noch vom morontiellen Intellekt ab. Wenn ein Aufsteiger das Lokaluniversum verlässt, hat er die geistige Existenzebene erreicht — er ist über die morontielle Ebene hinausgewachsen. Diese neu erscheinende geistige Wesenheit stimmt sich jetzt direkt auf das Wirken des kosmischen Verstandes von Orvonton ein.

7. Fusion mit dem Justierer

112:7.1 (1237.3) Die Fusion mit dem Gedankenjustierer lässt der Persönlichkeit ewige Wirklichkeiten zuteil werden, die zuvor nur potentiell vorhanden waren. Von diesen neuen Gaben seien erwähnt: Fixierung der Eigenschaft der Göttlichkeit, aus vergangener Ewigkeit stammende Erfahrung und Erinnerung, Unsterblichkeit und eine Phase bedingter potentieller Absolutheit.

112:7.2 (1237.4) Wenn euer Erdenlauf in vergänglicher Gestalt zu Ende ist, seid ihr dazu ausersehen, an den Gestaden einer besseren Welt aufzuwachen, und schließlich werdet ihr euch mit eurem treuen Justierer in ewiger Umarmung vereinigen. Und diese Fusion bildet das Mysterium des Einswerdens Gottes mit dem Menschen, das Mysterium der Evolution des endlichen Geschöpfes, und doch ist es ewig wahr. Die Fusion ist das Geheimnis der heiligen Sphäre Aszendingtons, und kein Geschöpf, das nicht durch die Fusion mit dem Geist der Gottheit gegangen ist, kann die wahre Bedeutung der wirklichen Werte verstehen, die sich vereinigen, wenn die Identität eines zeitlichen Geschöpfes mit dem Geist der Paradies-Gottheit auf ewig eins wird.

112:7.3 (1237.5) Die Fusion mit dem Justierer geschieht gewöhnlich, während der Aufsteiger sein Lokalsystem bewohnt. Sie kann sich auf dem Geburtsplaneten als eine Transzendierung des natürlichen Todes ereignen; sie kann auf irgendeiner der Residenzwelten oder auf der Hauptwelt des Systems stattfinden; sie kann sogar bis zu der Zeit des Aufenthaltes in der Konstellation hinausgeschoben oder in besonderen Fällen erst vollzogen werden, wenn der Aufsteiger in der Kapitale des Lokaluniversums angelangt ist.

112:7.4 (1237.6) Nachdem die Fusion mit dem Justierer stattgefunden hat, kann es für die ewige Laufbahn einer solchen Persönlichkeit keine künftige Gefahr mehr geben. Himmlische Wesen werden während einer langen Erfahrung erprobt, aber die Sterblichen gehen auf den evolutionären und morontiellen Welten durch eine relativ kurze und intensive Zeit der Prüfung.

112:7.5 (1237.7) Die Fusion mit dem Justierer findet nie statt, solange die Dekrete des Superuniversums nicht bestätigt haben, dass die menschliche Natur sich endgültig und unwiderruflich für die ewige Laufbahn entschieden hat. Dies ist die Bewilligung zur Vereinigung, die, wenn einmal erfolgt, für die fusionierte Persönlichkeit einen Freibrief darstellt, schließlich die Grenzen des Lokaluniversums verlassen und irgendwann zum Hauptsitz des Superuniversums vorrücken zu dürfen, von wo der Pilger der Zeit in ferner Zukunft für den langen Flug nach dem Zentraluniversum von Havona, zum Gottheits-Abenteuer, einsekonaphiert werden wird.

112:7.6 (1238.1) Auf den evolutionären Welten ist das Selbst materiell; es stellt im Universum ein Ding dar und ist als solches den Gesetzen der materiellen Existenz unterworfen. Es ist eine Tatsache in der Zeit und reagiert auf deren Wechselfälle. Die Entscheide für das Fortleben müssen hier formuliert werden. Im morontiellen Zustand ist das Selbst eine neue und dauerhaftere Universumsrealität geworden, und sein ständiges Wachstum fußt auf seiner zunehmenden Einstimmung auf die Verstandes- und Geistkreisläufe der Universen. Jetzt werden die Entscheide für das Fortleben bestätigt. Wenn das Selbst die geistige Ebene erreicht, ist es zu einem sicheren Wert im Universum geworden, und dieser neue Wert gründet auf der Tatsache, dass die Entscheide für das Fortleben gefällt worden sind, wovon die ewige Fusion mit dem Gedankenjustierer Zeugnis ablegt. Und wenn das Geschöpf einmal den Zustand eines wahren universellen Wertes erreicht hat, wird es grundsätzlich frei für die Suche nach dem höchsten universellen Wert — Gott.

112:7.7 (1238.2) Solch fusionierte Wesen sind in ihren Universumsreaktionen doppelgesichtig: einerseits sind es individuell geprägte morontielle Wesen, die sich nicht allzu sehr von den Seraphim unterscheiden, und andererseits gehören sie potentiell zur Ordnung der Paradies-Finalisten.

112:7.8 (1238.3) Aber der fusionierte Einzelne ist wirklich eine einzige Persönlichkeit, ein einziges Wesen, dessen Einheit jeden Versuch einer Analyse durch jede beliebige Intelligenz der Universen zunichte macht. Und so werdet ihr vor den Gerichtshöfen des Lokaluniversums erscheinen, vom niedrigsten bis zum höchsten, und keiner von ihnen wird imstande sein, den Menschen oder den Justierer einzeln zu identifizieren, bis ihr schließlich vor den Souverän Nebadons, den Vater eures Lokaluniversums, treten werdet. Und hier werdet ihr aus den Händen desselben Wesens, dessen schöpferische Vaterschaft die Tatsache eures Lebens in diesem Universum der Zeit möglich gemacht hat, die Beglaubigung entgegennehmen, die euch schließlich berechtigt, eure Laufbahn im Superuniversum auf der Suche nach dem Universalen Vater fortzusetzen.

112:7.9 (1238.4) Hat wohl der siegreiche Justierer durch seinen bewunderungswürdigen Dienst an der Menschheit die Persönlichkeit errungen, oder hat der beherzte Mensch die Unsterblichkeit durch sein aufrichtiges Bestreben erlangt, dem Justierer ganz und gar zu gleichen? Weder das eine noch das andere trifft zu; sondern gemeinsam haben sie die Evolution eines Angehörigen einer der einzigartigen Ordnungen von aufsteigenden Persönlichkeiten des Supremen vollbracht, eines Wesens, das man stets hilfreich, treu und wirksam finden wird, eines Anwärters auf weiteres Wachstum und weitere Entwicklung, der stets aufwärts, himmelwärts strebt und darin nicht nachlässt, bis die sieben Kreise Havonas durchlaufen sind und die einstige Seele irdischen Ursprungs anbetend vor dem Paradies-Vater steht und seine tatsächliche Persönlichkeit erkennt.

112:7.10 (1238.5) Während dieses ganzen großartigen Aufstiegs ist der Gedankenjustierer der göttliche Bürge für die künftige vollkommene geistige Stabilisierung des aufsteigenden Sterblichen. Andererseits verschafft die Anwesenheit des freien Willens des Sterblichen dem Justierer einen ewigen Kanal zur Befreiung seiner göttlichen und unendlichen Natur. Jetzt sind diese beiden Identitäten eine einzige geworden; kein Ereignis der Zeit oder der Ewigkeit kann je Mensch und Justierer trennen; sie sind unzertrennlich, auf ewig fusioniert.

112:7.11 (1238.6) Auf den Welten mit Justierer-Fusion ist die Bestimmung des Unergründlichen Mentors mit derjenigen des aufsteigenden Sterblichen identisch: das Paradies-Korps der Finalität. Und weder der Justierer noch der Sterbliche kann dieses einzigartige Ziel ohne die volle Mitarbeit und treue Hilfe des anderen erreichen. Diese außerordentliche Partnerschaft ist eines der packendsten und erstaunlichsten aller kosmischen Phänomene dieses Universumszeitalters.

112:7.12 (1239.1) Von der Zeit der Justierer-Fusion an ist der Status des Aufsteigers derjenige eines evolutionären Geschöpfes. Das menschliche Mitglied kam als erstes in den Genuss der Persönlichkeit und steht infolgedessen in allem, was mit der Anerkennung der Persönlichkeit zusammenhängt, im Rang höher als der Justierer. Die paradiesische Heimatwelt dieses fusionierten Wesens ist Aszendington und nicht Divinington, und diese einzigartige Kombination von Gott und Mensch besitzt auf ihrem ganzen Weg bis zum Finalitätskorps den Rang eines aufsteigenden Sterblichen.

112:7.13 (1239.2) Wenn ein Justierer einmal mit einem aufsteigenden Sterblichen fusioniert, wird seine Nummer in den Registern des Superuniversums gelöscht. Ich weiß nicht, was in den Verzeichnissen von Divinington geschieht, aber ich vermute, dass die Registrierung dieses Justierers in die geheimen Kreise der inneren Höfe Großfandas, des amtierenden Oberhauptes des Finalitätskorps, verlegt wird.

112:7.14 (1239.3) Mit der Justierer-Fusion hat der Universale Vater sein Versprechen, sich seinen materiellen Geschöpfen selber zu schenken, eingelöst; er hat das Versprechen der ewigen Hingabe der Gottheit an die Menschheit wahr gemacht und sein Vorhaben ausgeführt. Jetzt kann der menschliche Versuch beginnen, die grenzenlosen Möglichkeiten, die in dieser zur Tatsache gewordenen himmlischen Partnerschaft mit Gott beschlossen liegen, zu verwirklichen und zu konkretisieren.

112:7.15 (1239.4) Die gegenwärtig bekannte Bestimmung der fortlebenden Sterblichen ist das Paradies-Korps der Finalität; dies ist auch die Endbestimmung aller Gedankenjustierer, die sich für die Ewigkeit mit ihren sterblichen Gefährten vermählen. Gegenwärtig arbeiten die Finalisten des Paradieses überall im Großen Universum in vielen Unternehmungen, aber wir alle vermuten, dass ihrer in ferner Zukunft andere und noch göttlichere Aufgaben harren, wenn die sieben Superuniversen dereinst im Licht und Leben verankert sein werden und der endliche Gott schließlich aus dem Geheimnis, das jetzt diese Supreme Gottheit umgibt, hervortreten wird.

112:7.16 (1239.5) Ihr seid bis zu einem gewissen Grad über Organisation und Belegschaft des Zentraluniversums, der Super- und Lokaluniversen unterrichtet worden; ihr habt etwas über Charakter und Ursprung einiger der verschiedenartigen Persönlichkeiten erfahren, die jetzt diese ungeheuren Schöpfungen lenken. Ihr habt auch gehört, dass weit außerhalb der Peripherie des Großen Universums, in der ersten Ebene des äußeren Raumes, riesige Galaxien von Universen in einem Organisationsprozess begriffen sind. Es ist im Laufe dieser Darlegungen auch angedeutet worden, dass das Supreme Wesen seine nicht offenbarte tertiäre Funktion in diesen jetzt noch unerforschten Gegenden des äußeren Raums enthüllen wird; und man hat euch ebenfalls gesagt, dass die Finalisten des Paradies-Korps die erfahrungsmäßigen Kinder des Supremen sind.

112:7.17 (1239.6) Wir glauben, dass die mit dem Justierer fusionierten Sterblichen zusammen mit ihren Finalistengefährten dazu ausersehen sind, in irgendeiner Weise bei der Verwaltung der Universen der ersten äußeren Raumebene eingesetzt zu werden. Wir hegen nicht den leisesten Zweifel daran, dass aus diesen ungeheuren Galaxien zu gegebener Zeit bewohnte Universen werden. Und ebenso überzeugt sind wir, dass man unter ihren Verwaltern die Finalisten des Paradieses finden wird, deren Natur die kosmische Konsequenz der Verschmelzung des Geschöpfes mit dem Schöpfer ist.

112:7.18 (1239.7) Welch ein Abenteuer! Welch ein romantisches Unternehmen! Eine gewaltige Schöpfung, die darauf wartet, von den Kindern des Supremen verwaltet zu werden, von diesen personifizierten und humanisierten Justierern, diesen justierten und verewigten Sterblichen, diesen geheimnisvollen Kombinationen und ewigen Verbindungen der höchsten bekannten Manifestation der Essenz des Ersten Zentralen Ursprungs mit der niedrigsten Form intelligenten Lebens, die fähig ist, den Universalen Vater zu verstehen und zu erreichen. Wir stellen uns vor, dass solche die Partnerschaft zwischen Schöpfer und Geschöpf verkörpernden Mischwesen zu großartigen Herrschern, unvergleichlichen Verwaltern und verständnisvollen und mitfühlenden Leitern für all und jede Form intelligenten Lebens werden können, die in diesen künftigen Universen der ersten äußeren Raumebene entstehen mag.

112:7.19 (1240.1) Es ist wahr, dass ihr Sterblichen irdischen und tierischen Ursprungs seid; euer Körper ist tatsächlich Staub. Aber wenn ihr es tatsächlich wollt, wenn ihr es wirklich wünscht, ist das Erbe der Zeitalter mit Gewissheit euer, und ihr werdet eines Tages in den Universen in eurer wahren Natur dienen — als Kinder des Supremen Gottes der Erfahrung und göttliche Söhne des Paradies-Vaters aller Persönlichkeiten.

112:7.20 (1240.2) [Dargeboten von einem Einsamen Botschafter aus Orvonton.]

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